Lëtzebuerger Natur a Vulleschutzliga asbl

Verwertung von Bodenaushub und neue Gestaltungsmöglichkeiten einer Bauschuttdeponie

In Bauschuttdeponien werden oftmals Müll und Schutt vorzugsweise in Gruben und Senken übereinander als Inertabfälle abgelagert und später abgedeckt. Nach dem Verfüllen wird die Grube dann mit Mutterboden abgedeckt und wieder bepflanzt. Gerade im Bereich von Bauschuttdeponien gibt es andere Möglichkeiten, mit den Baumaterialien umzugehen. An erster Stelle steht hier natürlich das Recycling, da hierdurch die Menge des zu deponierenden Stoffes erheblich reduziert wird. Die Menge an Bauabfällen und die daraus resultierende Einsparung an Deponiefläche setzt eine sortenreine Trennung der Fraktionen der Inertabfälle auf der Baustelle voraus. Eine moderne Aufbereitungstechnik ist nötig, um diese Trennung bauteilspezifisch bei den heutzutage anfallenden Mengen an Inertabfällen sicherzustellen. Die Entsorgung von Inertabfällen wird dementsprechend teurer, doch Ausgaben für wiederverwertbare Baustellenabfälle und Bauschutt entfallen.
Bodenaushub stellt wahrscheinlich den größten Teil der Inertabfälle dar. Dieser Bodenaushub besteht hierzulande größtenteils aus Geschiebemergel, Lößlehm und Liaston.

Abfallvermeidung
Prioritär gilt es ist nach der neuen EG-Abfallverordnung, den Abfall zu vermeiden, bevor man an die Verwertung denkt. Bodenaushub, der beim Bau von Industrie- und Aktivitätszonen anfällt, sollte direkt in die Pläne derselben Zonen wieder einverarbeitet werden. So kann vermieden werden, dass der Bodenaushub über weite Strecken zu einer Bauschuttdeponie transportiert werden muss. Eine direkte Anwendung vor Ort von Bodenaushub ist möglich unter Form von Lärmwällen, Hinterfüllung von Bauten, Sichtschutzwällen, Schüttmaterial für Abdichtungen, Abgrenzungen, Geländemodellierungen und Anbau von Grünzonen. Dabei muss beachtet werden, dass das Gelände nur soweit bebaut wird, wie seine Kapazität ausreicht seinen eigenen Bodenaushub mit zu verarbeiten. Um dies zu erreichen, muss schon bei der Planung die notwendige Fläche zur Ablagerung und Verarbeitung die errechneten Mengen des anfallenden Bauschutts mit einberechnet werden.
Bauschutt kann ebenfalls als Abschirmung von Ortschaften zu Industriegeländen verwendet werden. Sicht- und Schallwälle sowie eine naturnahe Geländemodellierung können für die Bevölkerung von Ortschaften in unmittelbarer Nähe von Industriegeländen die Lebensqualität eindeutig erhöhen.
Es ist notwendig geworden, die Verwertung von Inertabfällen dem neusten Stand der Technik anzupassen und eine strenge Trennung der Fraktionen und Recycling des Bauschutts vorzuschreiben. Eine Deponierung von Bodenaushub wird dann nicht mehr die günstigste Lösung sein, und andere Verwertungswege werden gesucht und eingeschlagen.

Recycling und Trennen von Materialien
Ein Recycling beinhaltet immer eine Trennung und Sortierung einzelner Materialien, um eine größtmögliche Wiederverwendung zu ermöglichen. Auch Bodenaushub kann wiederverwertet werden. In diesem Fall muss man Stein, Sand und Lehm voneinander trennen.
Bei Lößlehm z. B. sind Kornverteilung, Wassergehalt, Plastizität, Wasserdurchlässigkeit und Mineralbestand günstig und kann aufgrund dieser natürlich guten Eigenschaften als hochwertiger Baustoff oder als industrieller Rohstoff wiederverwertet werden.
Liaston hingegen ist inhomogen und von ungünstiger Konsistenz. Die Verwertung im technischen Bereich kommt hier kaum in Frage.
Die übrig gebliebenen Materialien (z. B. Holz, Steine) sind meist durch Faulprozesse oder durch Beschädigung von minderer Qualität. Sie sind im Grunde genommen ideale Ausgangssubstanzen zur weiteren Bodenbildung, ohne dass kostspielige und energiereiche Zerkleinerungsprozesse notwendig wären. Hierfür muss allerdings sichergestellt sein, dass der Bauschutt frei von Plastikbestandteilen ist.

Biotopgestaltung: eine neue Generation von Bauschuttdeponien
Die nach dem Recycling übrig gebliebenen Stoffe müssen nach ihrer Grösse sortiert und gelagert werden. So können grössere Steine als Steinhaufen und Geröllfelder angelegt werden. Feinere Bestandteile bis 2 cm als Kiesfläche, noch feinere Materialien als Sandbänke oder Lehmsenken angelegt werden. Biotope aus Steinen, Sand, Lehm oder Torf können so geschaffen werden.
Die physikalische und chemische Beschaffenheit des Bauschutts bietet ideale Bedingungen für eine rasche Besiedlung mit Tieren und Pflanzen. Könnte man ein solch künstlich angelegtes Biotop mit einigen lokalen Gegebenheiten z.B. Tümpel und Weiher kombinieren, so ergäbe sich daraus ein artenreicher Lebensraum.
Eine erste Besiedlung solcher Schuttflächen geht von größeren wirbellosen Tieren aus (Asseln, Regenwürmer und andere Bodentiere). Sie sind wichtig für die Zersetzung des organischen Materials mit dem auch die Ausbreitung der Vegetation einhergeht. Zuerst erfolgt auf den kargen Steinflächen eine sehr spärliche Besiedlung mit Pionierpflanzen (Natternkopf, Nachtkerze u.a.). Sie bilden wieder organische Substanz. Bei Umschichtungen und Neuablagerungen können in einem späteren Stadium Wildpflanzen Fuß fassen. Eine solche Umschichtung ist auf einem Teil der Deponie automatisch durch das Befüllen gegeben.
Bauschutt bietet zudem gute Durchlüftungs- und Bewässerungsbedingungen, so dass sich auf dem kiesigen Material viele trockenheitsliebende Pflanzen ansiedeln können (Wundklee, Golddistel u.a.).
Bei südlicher Ausrichtung des Geländes kann auf solchen Schuttflächen ein extremes Kleinklima vorherrschen, das viele Eidechsen und Schlangen anzieht. Auch Kiesgrubeninsekten, wie Sandläufer und Ameisenlöwe gesellen sich gerne auf sandigen und lehmigen Plätzen. Hinzu kommen eine Vielzahl von weiteren Insekten wie z.B. Grabwespen, Hummeln und Wildbienen. Die Reiche Schar an Insekten nimmt auch das Abfallholz in Beschlag. Holz kann so aufgeschichtet werden, dass es größeren Tieren als Unterschlupf und Versteck dient.
Bedeutend können Sandbänke und Kiesflächen auch für einige bedrohte Vogelarten sein. Hier ist besonders der Flussregenpfeifer und der Steinschmätzer zu nennen. Sie finden auf steinigen Flächen mit nur karger Vegetation ihren Brutplatz. Allerdings ist dann der Erhalt der bestehenden Feuchtflächen und Tümpel notwendig. Dies fördert auch die Besiedlung mit Amphibien.
Lassen sich das grobe und das getrennte Ablagern verwirklichen, was technisch gesehen keine Probleme bereiten dürfte, so kann eine Bauschuttdeponie ähnlich wie eine Kiesgrube ein Refugium für seltene Tier- und Pflanzenarten werden.
Mit fortschreitender Besiedlung durch Flora und Fauna wird immer mehr organische Substanz gebildet und es kommt langsam zu einer Bodenbildung. Damit verändert sich dieser Lebensraum immer mehr und es kommt zu einer optimalen Eingliederung in das bestehende Landschaftsbild. Dies ist ausserdem eine vom Gesetzgeber angegebene Auflage bei der Zulassung von Bauschuttdeponien. Diese Landschaftsgestaltung kann mit Spazierwegen ausgestattet werden, eventuell mit Lehrpfaden, damit die Bevölkerung die Natur beobachten kann.



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