Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga (LNVL)
Ligue Luxembourgeoise pour la Protection de la Nature et des Oiseaux asbl


Die Ecke des Naturbeobachters

Zusammengestellt von Patric Lorgé

Zeitraum Anfang Juni bis Mitte August 2000
Sommerzeit – Ferienzeit, aus diesem Grund liegen für diese Ausgabe der Ecke weniger Meldungen als sonst vor. Dies will allerdings nicht heißen, daß deswegen weniger interessante Beobachtungen gemacht wurden. Lesen Sie selbst !

Alle mit * gekennzeichneten Meldungen können erst nach einer Bewertung durch die Luxemburger Homologationskommission – LHK als gesicherte Nachweise anerkannt werden und dürfen erst nachher in die weitere Literatur eingehen. Die Zahlen in Klammern ( ) beziehen sich auf die jeweiligen Beobachter. Das Kürzel BwR steht für Baggerweihergebiet - Remerschen.

Ein Rothalstaucher Podiceps grisegena wurde am 14.8.00 ermattet auf einer Strasse bei Ersange gefunden. Nach einem kurzen Gesundheits-check beim Tierarzt konnte das Tier noch am selben Tag im BwR freigelassen werden (21, 15, 9). Im allgemeinen sind Sommerbeobachtungen beim Kormorane Phalacrocorax carbo recht selten. Dieses Jahr sollen jedoch einige Kormorane am Stausee von Esch/Sauer übersommert haben, konkrete Hinweise liegen allerdings keine vor. Die ersten Durchzügler wurden im BwR Ende Juli festgestellt, 1 Ex (1), sowie über Bridel, wo am 11.8.00 8 Ex nach SW zogen (2).
Erstmalig brüteten 2 Paare der Zwergdommel Ixobrychus minutus im BwR (1, versch.). Ein Seidenreiher Egretta garzetta hielt sich nach den starken Regenfällen ab dem 15.8.00 einige Tage an einer kleinen Überschwemmungsfläche entlang der Syr bei Hagelsdorf auf (3, 4, 5).
Großes Aufsehen erregten 23 Weißstörche Ciconia ciconia, die sich am Abend des 13.8.00 auf einem Silo bei Rippweiler zum Schlafen niedergelassen hatten (6, 7, 8) und am nächsten Tag ihre Reise nach Süden fortsetzten. Weniger Glück hatte ein junger Schwarzstorch Ciconia nigra, der den Absturz seines Horstes mit schweren Flügelverletzungen überstand. Das Tier ist nun in der Düdelinger Pflegestation der LNVL (8, 9, 10). Insgesamt wurden viele Schwarzstörche gemeldet und zwar aus allen Gegenden des Landes, so z.B. ein Trupp von 7 Ex bei Mersch (11) und insgesamt 3 Ex im Roeserbann (12), davon ein Jungvogel der in diesem Jahr nördlich von Dijon (Frankreich) erbrütet und beringt wurde.

Starke Regenfälle im Sommer
Starke und andauernde Regenfälle ließen den Wasserstand vieler Bäche ansteigen, was einige Überschwemmungen im Sommer mit sich brachte. Die überschwemmten Wiesen im Roeserbann wurden dann auch sogleich von Zugvögeln zur Rast aufgesucht (9. bis 14.7.00): 1 Brandgans Tadorna tadorna vom 9. bis 14. Juli, maximal 260 Stockenten Anas platyrhynchos, 46 Krickenten Anas crecca, 14 Knäkenten Anas querquedula, 280 Kiebitze Vanellus vanellus, 26 Grünschenkel Tringa nebularia, 6 Bruchwasserläufer Tringa glareola, einige Waldwasserläufer Tringa ochropus, Rotschenkel Tringa totanus, Kampfläufer Philomachus pugnax und Flussuferläufer Actitis hypoleucos (12). Ein Sichelstrandläufer Calidris ferruginea rastete am 17.8.00 kurz im BwR (1).
Unter 320 Lachmöwen Larus ridibundus bei Berchem hielten sich vom 9. bis 11.7.00 zwei adulte Schwarzkopfmöwen* Larus melanocephalus auf (12, 13, 14, 15). Bei Anerkennung durch die LHK wäre dies erst der zweite Nachweis für Luxemburg. Am 29.7.00 rastete ein Ex im 2. Sommerkleid kurzweilig bei Roeser (12). Jeweils am 3. und 10.7.00 wurde im BwR eine junge Mittelmeermöwe * Larus cachinnans michahellis beobachtet und fotografiert (1).
Der Baumfalke Falco subbuteo gehört sicherlich zu den unauffälligsten Brutvögeln Luxemburgs, wie übrigens auch der Wespenbussard Pernis apivorus, und vielleicht ist dies der Grund dafür, dass nur wenige Meldungen vorliegen. Bei einer gezielten Nachsuche lassen sich jedoch Brutnachweise erbringen: jeweils ein Brutpaar mit zwei Jungvögeln bei Koerich (16) und Fischbach (9, 12). Weitere Brutzeitbeobachtungen von jagenden Exemplaren gab es bei Koedange (9), Schifflange (17, 19), Folkendange (12), Uebersyren (15) und beim Windhof (2, 19). Noch spektakulärer waren sicherlich die abendlichen Ansammlungen von Schwarzmilanen Milvus migrans an einem Schlafplatz bei Limpach: 25 Ex am 5.7.00 und 69 Ex am 6.7.00 (20).
Der Drosselrohrsänger Acrocephalus arundinaceus hat dieses Jahr nicht im BwR gebrütet (1). 1 Ex wurde am 15.8.00 im Brill bei Schifflange beringt (12, 18). Der Mauersegler Apus apus ist wegen seiner Pünktlichkeit bekannt: alljährlich treffen die ersten Vögel am 1. Mai in Luxemburg ein und ziehen am 1. August wieder in ihre afrikanischen Überwinterungsgebiete. Die Letztbeobachtung stammt von einem Ex. am 11.8. bei Waldbillig (9).

1 R. Gloden; 2 J. Weiss; 3 G. Zwickenpflug; 4 R. Aenderkerk; 5 E. Mentgen; 6 M. Ferber; 7 J. Wampach; 8 P. Mischo; 9 T. Conzemius; 10 M. Jans; 11 Mme Mersch; 12 P. Lorgé; 13 G. Conrady; 14 E. Huttert; 15 J-P. Schmitz; 16 R. Proess; 17 E. Melchior, 18 G. Mirgain; 19 N. Paler; 20 J-P. Weyrich; 21 Mme Winkel;
 
Résumé (BwR: Gravières de Remerschen): Grèbe jougris: 1 ind trouvé près d'Ersange, relâché aux BwR; Aigrette garzette : 1 ind le 15.8.00 près de Hagelsdorf; Cigogne blanche: 23 ind le 14.8. à Rippweiler; Bécasseau crocorli: 1 ind le 17.8. aux BwR; Mouette mélanocéphale: 2 ind le 9.7.00 près de Berchem, 1 ind le 29.7.00 près de Roeser; Goéland leucophée: 1 ind juvénile le 3 et 10.7.00 aux BwR; Milan noir : au maximum 69 ind au dortoir près de Limpach. 

Andenken an Michel Walesch †
Unser Ornithologenkollege Michel Walesch ist am 31.7.2000 unerwartet gestorben. Er war nicht nur ein überaus sympathischer Mensch, sondern er hat unserer Arbeitsgruppe lange Jahre wertvolle Dienste als Archivar geleistet.
Wir teilen seiner Familie unser aufrichtiges Beileid mit.

Fototexte: Foto 1: Der verletzte junge Schwarzstorch wird vom Tierarzt Dr. Tom Conzemius untersucht und behandelt. Ihm gilt unser Dank für seine wertvolle Hilfe beim Behandeln von schwer verletzten Vögeln.
Foto 2: Auf ihrer Reise in den Süden suchten sich am 14.8.00 insgesamt 23 Weißstörche die Ortschaft Rippweiler aus, um hier auf Silos zu übernachten. Foto: P. Mischo



Die Ecke des Naturbeobachters
zusammengestellt von Patric Lorgé

Zeitraum Mitte August bis Ende Oktober 2000
Spätsommer oder Herbstanfang, egal wie man es nennt, jedenfalls ist es die Zeit der Zugvögel. Zudem verfärben sich die Blätter der Bäume und bringen viel Farbe in diese von manchen Leuten als traurigste Zeit des Jahres verschriene Jahreszeit. Traditionell findet alljährlich am ersten Oktoberwochenende der Birdwatch-Day, der internationale Tag des Vogelzuges, statt. An fünf Beobachtungspunkten wurden am 1. Oktober Zugvögel gezählt und an zwei Stellen auch beringt. Insgesamt wurden 40 verschiedene Arten (1 353 Vögel) gezählt und das Resultat an BirdLife International weitergeleitet.
Danke an alle Melder für die Mitteilung ihrer Beobachtungen.

Alle mit * gekennzeichneten Meldungen können erst nach einer Bewertung durch die Luxemburger Homologationskommission – LHK als gesicherte Nachweise anerkannt werden und dürfen erst nachher in die weitere Literatur eingehen. Die Zahlen in Klammern ( ) beziehen sich auf die jeweiligen Beobachter. Das Kürzel BwR steht für Baggerweihergebiet - Remerschen.

Brutnachweise des Zwergtauchers Tachybaptus ruficollis an Fliessgewässern gab es an der Sauer bei Bettendorf (darunter zwei Bruten mit 5 Jungvögeln) und Ettelbrück und erstmalig auch an der Attert bei Useldange (1). Die ersten Kormorane Phalacrocorax carbo wurden am 25.9.00 am Schlafplatz bei Bettendorf gesichtet (1). Die Pappeln, die von den Kormoranen im letzten Winter als Schlafplatz genutzt wurden, sind angeblich aus Sicherheitsgründen gefällt worden. Wir sind gespannt ob der diesjährige Schlafplatz demselben Schicksal unterliegen wird.
Völlig fehl am Platz war ein Rötelpelikan* Pelecanus rufescens vom 25.9.00 bis zum 14.10.00 an der Sauer bei Rosport (2, 3). Die ursprüngliche Heimat dieses wohl entflogenen Volierenvogels liegt in Afrika, südlich der Sahara. Vor ein paar Jahren noch eine Ausnahmeerscheinung, wird der Silberreiher* Egretta alba letztlich und vor allem im BwR regelmäßig beobachtet: 1 Ex dort am 19.9.00 (2, 5). Endlich liegen aber auch Nachweise außerhalb des Moseltals vor: so 1 Ex im Roeserbann bei Roeser am 2.10.00 (2) und ein Ex bei Weiswampach am 4.10.00 (4). Der etwas kleinere Seidenreiher* Egretta garzetta will dem in nichts nachstehen und zeigte sich vom 24. –26.8.00 ebenfalls im BwR (5).
Ein durchziehender Schwarzstorch Ciconia nigra wurden am 29.9.00 bei Weiler-la-Tour (6) gesehen. Spät dran waren dieses Jahr einige Weißstörche Ciconia ciconia: 3 Ex kreisten am 23.9.00 zwischen Leudelange und Cessange (7) und je ein Ex war am 2.10.00 bei Levelange (8) und am 14.10.00 bei Mersch (9). Die ersten 12 Kraniche Grus grus wurden am 24.9.00 über Dudelange gesehen (10). Die erste stärkere Durchzugswelle wurde in der Nacht vom 22. und 23. Oktober festgestellt (versch.).
Ein Tüpfelsumpfhuhn Porzana porzana konnte von den Beringern im Brill bei Schifflingen beringt werden, wo auch dieses Jahr Brutverdacht für die Wasserralle Rallus aquaticus bestand (16, 17)
Eine Moorente* Aythya nyroca besuchte das BwR nur kurz am 12.9.00 (5). Ein Kappensäger* Mergus cucullatus am 24.9.00 (11) stammt aus irgendeiner Wasservogelhaltung, belebte aber mit seiner Pracht die Weiher.
Bei Anerkennung durch die LHK wäre ein Schelladler Aquila clanga, der am 15.10.00 auf der Hardt bei Dudelange gerastet hat (10), erst der zweite Nachweis dieser Art für Luxemburg. Reger Greifvogelzug herrschte am 5.9.00, wo bei Garnich binnen zwei Stunden 5 Rohrweihen Circus aeruginosus und 2 Fischadler Pandion haliaetus durchzogen (12, 13).
Vor allem an den Stellen im BwR, an denen in den letzten Jahren die steilen Ufer abgeflacht und Flachwasserzonen geschaffen wurden, finden Watvogelarten gute Nahrungsmöglichkeiten vor. Interessante Feststellungen waren: ein diesjähriger Sichelstrandläufer Calidris ferruginea am 16.8.00, je ein Zwergstrandläufer Calidris minuta am 6. und 24.9.00 sowie auch mehrere Bruch- Tringa glaerola, Wald- Tringa ochropus und Dunkle Wasserläufer Tringa erythropus (5). Die erste Zwergschnepfe Lymnocryptes minimus wurde am 21.10.00 bei Uebersyren beringt (14, 15).
Ein verspäteter Mauersegler Apus apus am 1.10.00 bei Strassen ist schon ungewöhnlich (14). Noch am 30.8. fütterte ein Paar dieser Art bei Schwebsingen seine Jungvögel (5).

Interessante Beringungsergebnisse aus dem Syrtal

Die Beobachtung eines Seggenrohrsängers* Acrocephalus paludicola am 24.8.00 im BwR (5) sowie die Beringung eines Ex. am 24.9.00 in einem Schilfgebiet bei Uebersyen (14, 15) sind erst die 14. und 15. Nachweise dieser Art in Luxemburg. Vom bei uns als ausgestorbene Brutvogelart geltenden Schilfrohrsänger Acrocephalus schoenobaenus, wurden im selben Schilfgebiet immerhin 45 Durchzügler beringt, davon ein Exemplar mit einem schwedischen Ring. Weitere interessante Fänglinge dort waren: 1 Rohrschwirl* Locustella luscinoides am 27.8.00, insgesamt 7 Blaukehlchen Luscinia svecica (davon 2 Ex. der Unterart cyanecula) zwischen dem 12.8. und dem 23.9.00, sowie am 15.10.00 ein Zilpzalp Phylloscopus collybita der nordischen Unterart abietinus und 25 Beutelmeisen Remiz pendulinus (14, 15).

1 R. Streicher; 2 P. Lorgé; 3 Mme Michels ; 4 P. Dahm; 5 R. Gloden; 6 Mme Maas; 7 C. Thelen; 8; 9 Mme Mersch; 10 J. Aniset; 11 F. Wirth; 12 J. Weiss; 13 N. Paler; 14 J-P. Schmitz; 15 C. Heidt; 16 G. Mirgain; 17 E. Melchior.
 
Résumé (BwR: Gravières de Remerschen): Pélican gris* : 1 ind. probablement échappé de captivité du 25.9. au 15.10 près de Rosport ; Grande Aigrette* : 1 ind. le 19.9 aux BwR, 1 ind. le 2.10. près de Roeser et 1 ind. le 4.10.près de Weiswampach ; Fuligule nyroca : 1 ind. le 12.9. aux BwR ; Aigle criard* : 1 ind. le 15.10. près de Dudelange ; Phragmite aquatique* : 1 ind. le 24.8. aux BwR, 1 ind. bagué le 24.9. près de Uebersyren ; Locustelle luscinoïde* : 1 ind. bagué le 27.8. près de Uebersyren ; Martinet noir : observation tardive : 1 ind. le 1.10. à Strassen.
Toutes les observations marquées d'un * doivent être homologuées et ne doivent avant acceptation par la LHK pas être reprises pour d'éventuelles publications.
Fototexte :
Foto 1: Der Sichelstrandläufer Calidris ferruginea ist eine arktische Brutvogelart, die im Baggerweihergebiet Remerschen geeignete Rastgebiete vorfindet. Foto R. Gloden
Foto 2: Auch dieses Jahr brüteten wieder 2-3 Paare der Reiherente Aythya ferina im Baggerweihergebiet. Foto R. Gloden
Foto 3: Der Seggenrohrsänger Acrocephalus paludicola ist eine der bedrohtesten Vogelarten Europas. Die letzten Brutgebiete dieser Art liegen in Polen. Foto J-P. Schmitz
Foto 4: Höchstwahrscheinlich aus einem Zoo stammt dieser Rötelpelikan Pelecanus rufescens, der immerhin fast zwei Wochen an der Sauer ausharrte. Foto Mme Michels



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