REGULUS WISS.BER. (ISSN 1727-088X), Nr. 13, März 1994, S.14-25

 AVIFAUNISTISCHE UNTERSUCHUNG IM GEBIET DER MITTLEREN OUR

Geländeaufnahmen: Arbeitsgemeinschaft Feldornithologie der Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga
Auswertung und Redaktion: Marc Moes

 Zusammenfassung: Im Rahmen einer avifaunistischen Begleitstudie wurde in der Brutperiode 1992 die Avifauna im Gebiet der Mittleren Our (6° 7' E, 50° 6' N) - das als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden soll - untersucht. Die Gesamtartenliste der festgestellten Arten (89) wird dargelegt. Es konnten 22 Rote Liste-Arten, davon mindestens 15 Brutvögel (23% aller Rote Liste-Arten Luxemburgs) festgestellt werden. Die Verteilung der Nachweise der seltenen Arten wird aufgezeigt.

 Summary: SURVEY OF THE AVIFAUNA IN THE AREA OF THE MIDDLE OUR. In the breeding-period 1992 a survey was conducted of the avifauna in the area of the middle Our (6° 7' E, 50° 6' N). This area is to be declared a wild-life preserve. The complete list of all birds observed (89) is given. 22 species figure on the Red List, at least 15 of these are breeding-birds (23% of Red-listed species in Luxembourg). The distribution of rare bird observations is shown.
 

1. EINLEITUNG

 Das Tal der Mittleren Our zwischen dem Dreiländereck (B-D-L) und Dasbourg stellt auf Grund seiner vergleichsweise geringen Erschließung - Uferstraßen fehlen zwischen Punkt 323 östlich von Lieler und Rellesmühle - ein besonders wertvolles Landschaftsgebiet dar (Abb.1). Neben der landschaftlichen Schönheit, die einen hohen Freizeitwert darstellt, zeichnet sich das Gebiet durch das Vorkommen von schützenswerten Pflanzengesellschaften und seltenen Tierarten (Felis silvestris, Bonasa bonasia u.a.) aus.
 In Rheinland-Pfalz wurde diesen Besonderheiten durch Ausweisung der Talsohle und der bewaldeten Abhänge der Mittleren Our zwischen dem Königsberg (südlich des Dreiländereck) und der Rellesmühle als Naturschutzgebiet Rechnung getragen. Die vorliegende Untersuchung soll den avifaunistischen Wert des Ourgebietes aufzeigen und somit fachliche Argumente zur Unterschutzstellung der luxemburgischen Talseite der Mittleren Our liefern. Mit dem Verfahren zur Ausweisung der Mittleren Our als Naturschutzgebiet wurde kürzlich begonnen.

2. UNTERSUCHUNGSGEBIET UND METHODE

2.1. Untersuchungsgebiet

 Das  Untersuchungsgebiet (6° 7' E, 50° 6' N) liegt im äußersten Nordosten Luxemburgs und grenzt im Norden an Belgien und im Osten - wo die Our die natürliche Staatsgrenze bildet - an Deutschland. Die Südgrenze wird von der N.10 von Marbourg nach Dasbourg und die Westgrenze von der N.7 zwischen Marbourg und Wemperhardt gebildet. Das Gebiet umfaßt somit praktisch den gesamten westlichen Einzugsbereich der Mittleren Our: ingesamt ca. 4.000 ha. Die Höhe über NN liegt zwischen 536 m (Heinerscheid) und 272 m (Dasbourg-Pont).
 Das Untersuchungsgebiet liegt im Mittelgebirgsstock der Eifel-Ardennen. Der geologische Untergrund besteht aus Formationen des Unteren Devon und wird von Schiefern sowie Quarzsandstein und Quarzophylladen gebildet, auf denen sich steinig-lehmige Braunerden ausgebildet haben.
 Die Kernzone des geplanten Naturschutzgebietes soll die Talsohle der Our und die bewaldeten Abhänge der zahlreichen von West nach Ost verlaufenden Bacheinschnitte beinhalten. In diesem Waldgebiet finden sich noch größere Reste des für das Ösling charakteristischen montanen Buchenwaldes. Der Buchenwald wurde zur Zeit der Lohgerbereien flächig durch Eichenniederwald und dieser neuerdings wiederum zu einem großen Teil durch Nadelholzkulturen ersetzt. In den Tälern finden sich Reste von Schlucht- und Auenwäldern. Die landwirtschaftlich größtenteils intensiv genutzten Plateaulagen weisen einen hohen Ackeranteil auf. Die schmale Talsohle der Our wird von Mähwiesen und Weiden eingenommen.
 Das Gebiet der Eifel und der Ardennen ist gekennzeichnet durch kalte Winter, mittelwarme Sommer und relativ hohe Niederschläge. In Clervaux wurden zwischen 1908 und 1975 eine Jahresmitteltemperatur von 7.8°C und mittlere Niederschläge von 818 mm gemessen. Zwischen 1949 und 1982 betrug die mittlere Anzahl an Frosttagen 94 und die mittlere Anzahl an Tagen mit Schneedecke zwischen 1949 und 1975 47 (aus MARGUE et al. 1984).
 Das Gebiet umfaßt die östlichen Teile der Gemeinden Weiswampach und Heinerscheid, den Nordosten der Gemeinde Munshausen sowie einen kleinen Teil der Gemeinde Hosingen.

Abb.1: Die Our    Marcel Schroeder

2.2. Methode

 Das Untersuchungsgebiet wurde in 8 etwa gleich große Teilgebiete mit einer durchschnittlichen Größe von ca. 500 ha untergliedert. Jedes Teilgebiet wurde von einer Gruppe von 3 bis 5 Feldornithologen bearbeitet. Vorgesehen waren eine Begehung im März, jeweils 2 Begehungen im April und im Mai und 1 Begehung im Juni.
 Wegen der Größe des Untersuchungsgebietes sollten sich die Beobachtungen vor allem auf die Kernzone des zukünftigen NSG - also die bewaldeten Bereiche und die Talsohle der Our - und auf folgende, für eine Bewertung des Gebietes wichtige Arten konzentrieren:

am Wasserlauf:

Ardea cinerea
Anas platyrhynchos
Gallinula chloropus
Tringa hypoleucos
Alcedo atthis
Motacilla cinerea
Cinclus cinclus

im Wald:

Accipiter nisus
Accipiter gentilis
Bonasa bonasia
Pernis apivorus
Milvus milvus
Scolopax rusticola
Columba oenas
Picus viridis
Picus canus
Dryocopus martius
Dendrocopos medius

Im Freiland der Pufferzone sollte außerdem auf folgende Arten geachtet werden:

Circus cyaneus
Perdix perdix
Coturnix coturnix
Motacilla flava
Lullula arborea
Lanius collurio
Lanius excubitor
Saxicola rubetra

 Für diese Schwerpunktarten sollten alle Beobachtungen und Beobachtungsorte aufgezeichnet werden. Alle anderen Arten sollten bei jeder Begehung einmal notiert und die jeweils höchste zutreffende Klasse der "Brutatlaskriterien" und der Typ des Lebensraumes der Beobachtung (Wald, Talsohle der Our, Freiland) angegeben werden.
Weitergehende methodologische Auflagen wurden nicht gegeben.

3. ERGEBNISSE

3.1. Gesamtartenliste

 Tabelle 1 listet alle im gesamten Untersuchungsgebiet im Untersuchungszeitraum festgestellten Vogelarten auf und gibt jeweils die höchste festgestellte Klasse der Brutatlaskriterien an. Daneben wird der Brutstatus im Norden Luxemburgs (Ösling) angegeben.

Tabelle 1: Gesamtliste der im Untersuchungsgebiet Mittlere Our zwischen März 1992 und Juli 1992 festgestellten Vogelarten mit Angaben des Brutstatus im Ösling und der hier festgestellten höchsten Klasse der Brutatlaskriterien (vgl. MELCHIOR et al.1987). Es bedeuten: A - während der Brutzeit anwesend, B - mögliches Brüten, C - wahrscheinliches Brüten, D -sicheres Brüten, x - Beobachtung von Durchzüglern, von Arten die i.d.R. im Siedlungsbereich brüten und von Arten, deren festgestellter Brutstatus bereits für das typische Bruthabitat angegeben ist.
 
Brutvögel 
im Ösling
Wald Our Freiland Durchzügler/ 
Wintergäste
Ciconia nigra (Schwarzstorch) +*
Ardea cinerea (Graureiher)     B
Anas platyrhynchos (Stockente) +   D
Buteo buteo (Mäuselbussard) + D
Accipiter nisus (Sperber) + B x
Accipiter gentilis (Habicht) + C x
Milvus milvus (Rotmilan) + D x
Pernis apivorus (Wespenbussard) + B
Circus cyaneus (Kornweihe) (+)     B
Pandion haliaetus (Fischadler)        
Falco subbuteo (Baumfalke) (+) A
Falko tinnunculus (Turmfalke)     B
Perdix perdix (Rebhuhn) +     B
Coturnix coturnix (Wachtel) +     B
Vanellus vanellus (Kiebitz) +     B
Lymnocryptes minimus (Zwergschnepfe)         x
Scolopax rusticola (Waldschnepfe) + B D
Columba oenas (Hohltaube) + D
Columba palumbus (Ringeltaube) + D D A
Streptopelia turtur (Turteltaube) + D C B
Cuculus canorus (Kuckuck) + B
Apus apus (Mauersegler) +   x C
Alcedo atthis (Eisvogel) +   B
Picus viridis (Grünspecht) + B
Picus canus (Grauspecht) + B
Dryocopus martius (Schwarzspecht) + B
Dendrocopos major (Buntspecht) + D
Dendrocopos medius (Mittelspecht) + C
Dendrocopos minor (Kleinspecht) + B
Alauda arvensis (Feldlerche) +     D
Hirundo rustica (Rauchschwalbe) +   x x
Delichon urbica (Mehlschwalbe) +   x x
Motacilla flava (Schafstelze) +   C
Motacilla cinerea (Gebirgstelze) +   B D
Motacilla alba (Bachstelze) +   D D
Anthus trivialis (Baumpieper) + C B
Anthus pratensis (Wiesenpieper) +     D
Cinclus cinclus (Wasseramsel) +   D
Troglodytes troglodytes (Zaunkönig) + D D A
Prunella modularis (Heckenbraunelle) + C C
Lanius collurio (Neuntöter) +     C
Acrocephalus palustris (Sumpfrohrsänger) + B
Sylvia borin (Gartengrasmücke) + C   A
Sylvia atricapilla (Mönchsgrasmücke) + D A B
Sylvia curruca (Klappergrasmücke) + B
Sylvia communis (Dorngrasmücke) +   B D
Phylloscopus collybita (Zilpzalp) + D   B
Phylloscopus trochilus (Fitis) + C B B
Phylloscopus sibilatrix (Waldlaubsänger) + C
Regulus regulus (Wintergoldhähnchen) + C A
Regulus ignicapillus (Sommergoldhähnchen) + D
Muscicapa striata (Grauschnäpper) + B   A
Erithacus rubecula (Rotkehlchen) + D   B
Phoenicurus ochruros (Hausrotschwanz) + D
Oenanthe oenanthe (Steinschmätzer)         x
Turdus viscivorus (Misteldrossel) + D x
Turdus pilaris (Wacholderdrossel) + D   D
Turdus merula (Amsel) + D B D
Turdus iliacus (Rotdrossel)         x
Turdus philomelos (Singdrossel) + D   C
Aegithalos caudatus (Schwanzmeise) + C
Parus cristatus (Haubenmeise) + D
Parus palustris (Sumpfmeise) + D
Parus montanus (Weidenmeise) + C A B
Parus caeruleus (Blaumeise) + D C D
Parus major (Kohlmeise) + D B D
Parus ater (Tannenmeise) + D D
Sitta europaea (Kleiber) + D B
Certhia familiaris (Waldbaumläufer) + C
Certhia brachydactyla (Gartenbaumläufer) + D
Emberiza citrinella (Goldammer) + A B D
Fringilla coelebs (Buchfink) + D B C
Fringilla montifringilla (Bergfink)         x
Carduelis carduelis (Stieglitz) +     B
Serinus serinus (Girlitz) +     C
Carduelis spinus (Erleneisig) (+)     A
Carduelis chloris (Grünfink) + B B
Acanthis cannabina (Hänfling) + C   C
Loxia curvirostra (Fichtenkreuzschnabel) + B
Coccothr. coccothraustes (Kernbeisser) + B
Pyrrhula pyrrhula (Gimpel) + B B
Passer domesticus (Haussperling) +     D
Passer montanus (Feldsperling) +     D
Sturnus vulgaris (Star) + D A B
Garrulus glandarius (Eichelhäher) + D B A
Pica pica (Elster) +    
Corvus monedula (Dohle) +     A
Corvus frugilegus (Staatkrähe) +     A
Corvus corone corone (Rabenkrähe) + D A D

*  erst 1993 als Brutvogel in Luxemburg festgestellt
(+) Arten, die sich zur Brutzeit im Ösling aufhalten, für die Brutnachweise jedoch fehlen

 Die Artenliste umfaßt mit 89 Arten etwa 33% aller in Luxemburg überhaupt vorkommenden Vogelarten. Mit Ausnahme der Durchzügler und von Schwarzstorch, Graureiher, Kornweihe, Baumfalke, Grauspecht, Grünspecht, Erlenzeisig und Saatkrähe dürften alle Arten, unabhängig von der jeweils  festgestellten Brutatlasklasse, mit einiger Sicherheit im Untersuchungsgebiet brüten. Letztere 75 Arten machen ca. 60% aller Brutvögel Luxemburgs aus.

3.2. Seltene Arten: Rote Liste-Arten und Schwerpunktarten

3.2.1. Liste der seltenen Arten
 Mit Ausnahme von Stockente, Teichhuhn, Flußuferläufer, Grünspecht und Gebirgsstelze sind alle in Punkt 2.2. aufgelisteten Schwerpunktarten Rote Liste-Arten. Weitere festgestellte Rote Liste-Arten sind Mittelspecht, Steinschmätzer, Kiebitz, Kuckuck und Erlenzeisig.
 Tabelle 2 gibt einen Überblick über alle festgestellten Schwerpunkt- und Rote Liste-Arten. Da wegen der Größe des Untersuchungsgebietes und der zur Verfügung stehenden Zeit B-und C-Nachweise nicht überprüft werden konnten, werden diese Angaben in der Spalte Brutstatus "nach unten oder nach oben korrigiert". So ist beispielsweise der Schwarzspecht mit Sicherheit Brutvogel um Untersuchungsgebiet, während der Graureiher sehr wahrscheinlich kein Brutvogel im UG ist (beide Arten mit B-Nachweisen). Die Kriterien der Rote Liste-Kategorien (WEISS 1992) sind: 2.1. - vom Aussterben bedroht, 2.2. - stark gefährdet, 3. - gefährdet, 4.1. potentiell gefährdet, Arten, die in früheren Roten Listen aufgeführt waren, deren Bestände jedoch derzeit nicht mehr akut gefährdet sind, 4.2. - potentiell gefährdet, Arten, die in kleinen Populationen am Rande ihres Areals leben. Ciconia nigra wurde erst nach der Veröffentlichung der letzten Rote Liste-Ausgabe als Brutvogel nachgewiesen.
 Im Untersuchungsgebiet konnten insgesamt 22 Rote Liste-Arten festgestellt  werden. Dies sind ca. 34% aller Arten, die auf der Roten Liste der Brutvögel Luxemburgs stehen. Hiervon dürften 15 (23% aller Rote Liste-Arten) im Untersuchungsgebiet brüten, während dies für Kornweihe, Baumfalke, Kuckuck und Grauspecht nicht mit Sicherheit gesagt werden kann. Durchzügler oder Gastvögel unter den Rote Liste-Arten sind Graureiher, Steinschmätzer und Erlenzeisig.
 Eine weitere Rote Liste-Art, das Haselhuhn (Bonasa bonasia, 2.2.), konnte wegen der sehr versteckten Lebensweise dieser Art bei der hier angewendeten Untersuchungsmethode nicht festgestellt werden. Die Art ist aber mit Sicherheit Brutvogel im Waldgebiet der Our und bewohnt mit Vorliebe die an der Mittleren Our zahlreich vorhandenen Bacheinschnitte, wie jüngere Nachweise belegen (R. Schmidt, LNVL, unveröffentlicht).
 Bemerkenswert ist das Fehlen von Raubwürger (Lanius excubitor) und Braunkehlchen (Saxicola rubetra). Weiterhin konnten die Schwerpunktarten Teichhuhn, Heidelerche und Flußuferläufer  nicht festgestellt werden.

Tabelle 2: Rote Liste- und Schwerpunktarten mit Angabe der Rote Liste-Kategorie (WEISS 1992), der hier festgestellten höchsten Klasse der Brutatlaskriterien, der Anzahl Teilgebiete (n=8) mit Nachweisen, der Anzahl von Beobachtungen und des abgeleiteten  Brutstatus im Untersuchungsgebiet (++ mit Sicherheit Brutvogel, + wahrscheinlich Brutvogel; vgl. Text).
 
  Rote Liste- 
Kategorie
Klasse 
Brutatlas- 
kriterien
Teilgebiete mit 
Nachweisen/ 
Anzahl 
Beobachtungen
Brutstatus
Ciconia nigra (Schwarzstorch)   x* 1-1
Ardea cinerea (Graureiher) 2.1. B 5-6
Anas platyrhynchos (Stockente)   D 6-17 ++
Accipiter nisus (Sperber) 4.1. B 4-9 ++
Accipiter gentilis (Habicht) 3. C 2-2 ++
Milvus milvus (Rotmilan) 2.2. D 5-14 ++
Pernis apivorus (Wespenbussard) 4.1. B 1-1  +
Circus cyaneus (Kornweihe) 2.1. B 2-2
Falco subbuteo (Baumfalke) 2.2. A 2-2
Perdix perdix (Rebhuhn) 2.2. B 1-1 +
Coturnix coturnix (Wachtel) 2.1. B 2-2 +
Vanellus vanellus (Kiebitz) 3. B 1-1 +
Scolopax rusticola (Waldschnepfe) 3. 2-2  ++
Columba oenas (Hohltaube) 3. D 4-7 ++
Cuculus canorus (Kuckuck) 3. B 1-1
Alcedo atthis (Eisvogel) 3. B 1-1 +
Picus viridis (Grünspecht)   B 1-1
Picus canus (Grauspecht) 4.2. B 1-1
Dryocopus martius (Schwarzspecht) 4.2. B 5-9  ++
Dendrocopos medius (Mittelspecht) 4.2.  C 4-11  ++
Motacilla flava (Schafstelze) 2.2. C 1-1 +
Motacilla cinerea (Gebirgsstelze)   D 6-16  ++
Cinclus cinclus (Wasseramsel) 3. D 4-12 ++
Lanius collurio (Neuntöter) 3. C 2-4 +
Oenanthe oenanthe (Steinschmätzer) 2.2.  A 1-1
Carduelis spinus (Erlenzeisig) 4.2. A 1-1
* im Fluge außerhalb der Brutzeit beobachtet

3.2.2. Verteilung der Beobachtungen von Rote Liste- und Schwerpunktarten
 In den Abbildungen 2.1.-2.4. sind die Orte der Beobachtungen von Schwerpunkt- und Rote Liste-Arten dargestellt. Mit wenigen Ausnahmen (festgestellte Nester oder abgegrenzte Brutreviere) handelt es sich dabei um ein einmaliges Verhören oder Beobachten einer Art.

Abb. 2: Nachweise von Rote Liste-Arten und von Schwerpunktarten im Gebiet der Mittleren Our: Arten der Gewässer (2.1.), Greifvögel (2.2.), Spechte, Hohltaube und Waldschnepfe (2.3.) und Arten der offenen Landschaft (2.4.). Die Zeichen geben die Lage der Beobachtungsorte an!

Abb.3: Waldschnepfe (Scolopax rusticola)  T. Conzemius

4. SCHLUßBEMERKUNGEN

 Die vorliegende Untersuchung hatte die Erfassung aller Vogelarten der Mittleren Our und die Feststellung des jeweiligem Brutstatus zum Ziel. Die Beobachtungsorte von selteneren Schwerpunktarten wurden kartographisch festgehalten. Eine systematische Kontrolle dieser Orte war jedoch nicht vorgesehen. Eine Interpretation der Ergebnisse mit dem Ziel Lage und Anzahl von Brutrevieren abzuleiten, ist deshalb nicht angebracht.
 Die Ergebnisse belegen den ökologischen und avifaunistischen Wert des Untersuchungsgebietes. Der relativ naturnahe Talboden der Our und das angrenzende zusammenhängende Waldgebiet mit größeren Buchenaltholzinseln, Eichenniederwäldern und interessanten Bacheinschnitten bedingen das Vorkommen zahlreicher Rote Liste-Arten.
 Erwähnenswert sind daneben die Feststellung aller in Luxemburg vorkommenden Spechtarten, die Häufung von Beobachtungen der Wasseramsel und der Gebirgsstelze am Wasserlauf der Our, das Vorkommen des Baumfalken und eine sichere Brut des Roten Milan.
  Die wenigen Beobachtungen von selteneren Freilandarten und das Fehlen des Raubwürgers weisen auf eine intensive landwirtschaftliche Nutzung der vielerorts ausgeräumten Plateaulagen hin.
 Eine der interessantesten Arten des Gebietes, das Haselhuhn, konnte nicht beobachtet werden. Von Zufallsbeobachtungen abgesehen, setzt der Nachweis dieser Art eine spezielle Methodik und einen größeren Zeitaufwand voraus. Allein das Vorkommen dieser in Mitteleuropa stark gefährdeten Art rechtfertigt bereits die Unterschutzstellung des Gebietes der Mittleren Our.

LITERATUR

MARGUE, P. et al. (1984): Luxembourg. Le Puy.
MELCHIOR E. et al. (1987): Atlas der Brutvögel Luxemburgs. Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga.
WEISS, J. (1992): Rote Liste der Brutvögel Luxemburgs. 5. Fassung/Stand 1991. Regulus Wissenschaftliche Berichte, Nr. 10.

An den Geländeaufnahmen waren folgende Personen beteiligt:

Bechet G., Bertemes P., Conrady G., Conzemius T., Diederich J., Felten P., Fox C., Gloden R., Heidt C., Hendrickx E., Hentgen P., Jaans M., Johnston A., Kalmes P., Kinnen F., Kraus M., Lorgé P., Melchior E., Mentgen E., Moes M., Müller F., Paler N., Schmitz J.-P., Schmitz R., Schmitt R., Schoos R., Streicher R., Thelen C., Thill J., Weiler J.-P., Weiss J., Wester R.