LNVL  -  Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga asbl
Veröffentlicht in Regulus (ISSN 1727-2122) 1926/5 S. 70-71
Quelle: Naumann           Ist der Uhu noch im Luxemburgischen anzutreffen?
n unserm Vereinsblatt vom Monat Februar-März ärgert sich weidlich, und mit Recht, ein Mitglied über den unsinnigen Abschuss eines Uhus. Soll überhaupt Strix bubo, L. bei uns noch existieren? Ich glaube, dass dieser stattliche Vogel in unsern Breiten nicht mehr vertreten ist, insofern ich hier des Luxemburger Landes gedenke.
Den einzigen, den ich in meiner Jägerlaufbahn in freier Natur erblickte, wurde gelegentlich einer Treibjagd in den Holzthumer Waldungen, bei Hosingen, geschossen.
Wo kam dieser imposante Vogel her? Damals, es sind so ungefähr 15 Jahre, soll ein Uhupaar die Kluften und Felsen um Kautenbach herum, jarhrelang bewohnt haben.
Und jetzt wird wohl auch dort der nächtliche Ruf nicht mehr ertönen!!
Interessant wäre es, durch unsern Leserkreis zu erfahren, ob bei uns Strix Bubo noch in freier Wildbahn anzutreffen ist.
Berg-Betzdorf, 4.4.26.
Edm. Müller-Tesch.

 
n m e r k u n g  d e r  R e d a k t i o n.
Die Mitteilung des Einsenders, dass ein Uhupaar die Gegend von Kautenbach bewohnt habe, trifft zu. 
Im Jahre 1908 wurde von einem Paar das eine der Tiere von dem Jagdberechtigten Godal (vielleicht mag diese Schreibart des Namens nicht genau stimmen) abgeschossen und, nach Präparierung, in der Gastwirtschaft seiner Schwiegereltern, unmittelbar am Bahnhof liegend, ausgestellt. Das Stopfpräparat haben wir daselbst gesehen, damals auch gehört, dass der betr. Jäger das zweite Exemplar ebenfalls «herunterzuholen» beabsichtige. Ob ihm dies gelang, entzieht sich unserer Kenntnis. 
Im Frühjahr 1923 wurde uns nun von zwei glaubwürdigen Zeugen berichtet, der Uhu sei wieder bei Kautenbach festgestellt worden und der Jäger G. aus Luxemburg sei bereits seit einiger Zeit  «hinter demselben her». Sofort schickte der Vogelschutzverein einen Vertrauensmann zu dem betr. G. mit der Bitte, das seltene Tier zu schonen. «Warum denn?», war die Antwort, eine Redensart, die für sich allein Bände sprach. Darauf liess Hr. Deputierter J. B. Didier, Präsident des Vogelschutzvereines, am 12.5.1923 ein Schreiben an den Hrn. General-Direktor des Innern gelangen des Inhaltes, unverzüglich Massnahmen treffen zu wollen, um diesen seltenen Vertreter einer auf dem Aussterbeetat stehenden Vogelart vor der Vernichtung zu bewahren. Eine schriftliche Antwort von seiten der Regierung ist dem Verein nicht zugegangen, jedoch teilte der damalige zuständige General-Direktor Herrn Didier mündlich mit, sein Gesuch sei zu spät eingelaufen, der in Frage stehende Vogel sei bereits abgeschossen. Wir haben allen Grund, anzunehmen, Hr General-Direktor Bech sei damals im Irrtum gewesen, doch Positives über das Schicksal des verfolgten Uhus konnten wir nicht in Erfahrung bringen.

 
n demselben Jahre wurde uns weiter mitgeteilt, ein Exemplar des Bubo maximus halte sich ebenfalls auf dem Jagdgebiet des Hrn. de Villers auf, welcher sich für die Schonung des zur Seltenheit gewordenen «Königs der Nacht» ausgeprochen habe. Um ganz sicher zu gehen, bat in einem Schreiben unterm Datum vom 14.12.24 das Sekretariat des Vogelschutzvereines Hrn. Graf de Villers um Bestätigung der Mitteilung. Am 23.12.24 kam folgende Antwort :

«Brm. Herrn Morbach mit der gefl. Mitteilung, dass von dem Uhu leider nichts mehr gemerkt wurde. Derselbe konnte lange Zeit abends gehört werden. Ist wahrscheinlich, da er stets allein blieb, verzogen. Dass derselbe geschossen oder gefangen worden sei, konnte auch nicht in Erfahrung gebracht werden. . . . »
(gez.) L. de Villers


 
o scheint nun die Befürchtung des Hrn. Edm. Muller-Tesch, als ob der Uhu im Luxemburgischen ausgestorben sei, durchaus berechtigt. Wir unterstreichen daher seinen Wunsch an den Leserkreis unsers Organes und bitten eindringlichst jeden, der etwas vom ev. Vorkommen des Uhus zu berichten weiss, dasselbe der Redaktion des «Bulletin» zur Veröffentlichung zu übermitteln.

 
Fortsetzung zum Thema ...

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