LNVL  -  Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga asbl
Veröffentlicht in Regulus (ISSN 1727-2122) 1958/4 S. 71-75

Haubentaucherzug.

Die Nacht vom 22. auf den 23. November 1957 brachte die Möglichkeit der Beobachtung einer phänologischen Erscheinung, wie sie bis jetzt am Haubentaucher noch nicht innerhalb unseres Gebietes notiert werden konnte.
Es handelt sich um einen massiven Zug dieser Vogelart, der dank der Meldungen von privater Seite an das staatliche Museum und an uns, nur unter tatkräftiger Mitarbeit der Naturh. Abteilung dieser Anstalt zur vollen Auswertung kommen konnte.
Die Mitteilungen erstrecken sich (vom Norden zum Süden) über die ganze Länge unseres Landes.

Die Wetterlage, die beim Zuggeschehen von Wichtigkeit sein kann, ergibt folgendes:

Über die Zugweise wird berichtet, daß sie nur nachts vor sich gehe und bei plötzlichem Kälteeinbruch Massenzug einsetzte.
Zur Orientierung unserer Leser über den Herbstzug seien hier folgend einige diesbezügliche Angaben aus der Literatur zitiert :

Unregelmäßiger Durchzügler und Wintergast.
(Morbach J . Fauna Avium Luxemburgensis, s. 24)

Lors d'une vague de froid on observe des déplacements tardifs et parfois massifs d'oiseaux en quête d'eau libre.
(Lippens L . Les oiseaux d'Eau de Belgique, p. 137)

En octobre, novembre et décembre la migration entraîne les grèbes huppés vers le sud; par étapes nocturnes ils gagnent leurs quartiers d'hiver et beaucoup se rendent sur les côtes de la mer. Ce sont la surtout des hôtes du Nord de l'Europe, car les indigènes de nos régions (suisses) semblent en partie sédentaire. Tout l'hiver l'influence des vents et du froid dirige leurs mouvements erratiques.
(Géroudet. Les Palmipèdes p. 131.)

Der Haubentaucher wandert wie alle Lappentaucher ausschließlich nachts. In ganz Mitteleuropa ist der Zug nicht sehr auffallend. Die Richtung ist vorwiegend Südost, doch sind auch Meldungen über Südwest und Südzug bekannt geworden.
(Niethammer. Handbuch der deutschen Vogelkunde. Band III. Seite 19.)

Bei genauem und täglichem Beobachten bemerkt man, daß sie ihre Rückreise nie in größeren Gesellschaften, wohl aber die Abreise im Herbst so machen. Man sieht solche dann an manchen Orten nach und nach oft bis zu 50-60 oder noch mehr Individuen anwachsen, hin und herflattern, sich necken und dergleichen, tags darauf aber nicht einer mehr an solcher Stelle. Sobald es zu dunkeln anfängt, erheben sich alle mit viel Geräusch in die Luft, und die Schar verschwindet im Dunkel der Nacht, anscheinend ihren Zug nach Süden richtend.
(Naumann. Band XII S. 67.)

Le grèbe huppé, répandu sur les côtes maritimes, les lacs et les étangs du Nord de notre continent, nous visite irrégulièrement, en automne, du commencement de septembre à la fin de décembre ou le commencement de janvier, mais en décembre principalement; et au printemps, de la fin de mars au commencement de mai. Il voyage solitaire et de nuit.
Passage d'automne.
Arrivée.
9 septembre 1891.
Départ.
10 décembre 1863,
12 décembre 1865,
2 décembre 1867,
10 décembre 1868,
2 janvier 1875,
6 décembre 1884,
16 décembre 1888.
En moyenne: 12 décembre;
au plus tôt: 2 décembre;
au plus tard 2 janvier;
écart: 31 jours.
(Alph. de la Fontaine. Trente années d'observation 1863-1894, p. 192.)

Unsere Beobachtungen bestätigen sowohl den Zugmodus (nachts), den plötzlich durch Witterungseinflüsse bedingten Zug (Massenzug), sowie die Zugrichtung (Nord-Süd).

Die Nahrung des Haubentauchers besteht aus Fischen, dann aus vielen Wasserinsekten, Kaulquappen, Mollusken usw. Der ganze Körperbau verrät den typischen Wasserbewohner und ist der Lebensweise in und auf dem Wasser hervorragend angepaßt. Die Beine setzen weit hinten am Körper an. So gewandt wie er beim Schwimmen und Tauchen ist, so unbeholfen watschelt er auf dem Land umher, wo er sich ungern aufhält. Auch das Fliegen ist nicht seine Stärke. Der Flug ist schnurrend, dabei werden Hals und Beine weit ausgestreckt; die Flughöhe ist normalerweise gering. Zum Auffliegen benötigt er einen größeren Anlauf und es war angenommen worden, daß er auf dem Lande nicht starten könne. Géroudet berichtet jedoch nach Alfred Richard, daß er wohl vom Lande aus dazu befähigt sei, falls ihm eine ebene Startfläche von 18 Metern zur Verfügung stände.
Der Fang war deshalb mit einer gewissen Leichtigkeit verbunden, der noch durch den Nachtfrost erleichtert sein konnte, da ein gefangenes Stück die Füße vereist hatte.

Die gemeldeten und eingebrachten Funde sind:

Nach einer Zeitungsnotiz fing irgendwo im Oesling ein Jäger ein weiteres Stück und setzte es auf einem Tümpel aus.
Herr Förster Braun berichtet ergänzend, daß er nachts einen Massenzug dieser Vögel verhört habe.
Herr Gelhausen, Grevenmacher, meldet die Beobachtung des ersten Haubentauchers auf der Mosel für den 23. November 1957, dann am 30. November zwei weitere. Diese drei Exemplare verweilten bis zum 1.12. einschließlich auf der Mosel.

Zur Beobachtung kamen also insgesamt 12 Stück, von denen 8 wieder lebend ausgesetzt werden konnten. Eine Ergänzung bietet die Feststellung der drei Stück auf der Mosel.
Bedauerlicherweise war kein einziger Vogel beringt, somit sind wir über die genaue Herkunft im Unklaren. Leider fehlten auch uns die Ringe.

Zum Abschluß möchten wir eine Zusammenstellung der Beobachtungen auf luxemburgischem Gebiet seit 1946-1957 (ausschließlich der oben gemeldeten) geben. (Zusammengestellt von Herrn R. Schmitt, Luxemburg.)

H. Rinnen

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