LNVL  -  Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga asbl
Veröffentlicht in Regulus (ISSN 1727-2122) 1967/5 S. 118-120
Winterquartiertreue beim Wasserpieper, Anthus spinoletta spinoletta

Nachdem ich im Winter 1965/66 durch Beringung und Kontrollfänge einen längeren Aufenthalt einer Gruppe von Wasserpiepern am Ort genannt »Lankelzerweier« bei Esch/Alzette nachweisen konnte, war es besonders interessant folgende Probleme im nächsten Winter (1966/67) etwas näher zu untersuchen:

1) Handelt es sich um ein regelrechtes Überwintern oder bloß um einen längeren Aufenthalt während des Durchzugs? (1966 wurde die Wasserpieper-Gruppe erst ab Januar unter Beobachtung gehalten, so daß dies noch nicht mit Sicherheit festlag).
2) War das Vorkommen der Wasserpieper Anfang 1966 bei Esch nur ein Ausnahmefall (eine »Invasion«) oder können wir den Wasserpieper für Luxemburg an günstigen Stellen als regelmäßigen Wintergast bezeichnen?
3) Kann bei uns — wie auch anderswo — (z.B. Saarland, Ruhrtal usw.) — eine Winterquartiertreue festgestellt werden?
4) War die Anzahl der Wasserpieper 1966 (bis zu 23 Ex.) ausnahmsweise hoch oder kann sie als normal bezeichnet werden?

Nachstehende Feststellungen erlauben uns diese Fragen befriedigend zu beantworten.

1) Ein tatsächliches Überwintern dieser Art darf nunmehr als gesichert gelten: Bei Esch-Alzette waren am 26.10.66 nämlich schon 4 Ex. vertreten. Am 6.11. stellte ich 9 Ex. fest und am 23.11. gelang es mir die ersten vier zu fangen. Weitere Fangdaten gehen aus der Tabelle hervor. Das späteste Datum war der 2.4.67.
2) Nachdem jetzt schon im zweiten Winter ein längerer Aufenthalt von Wasserpiepern am selben Ort festgestellt wurde, kann man ruhig annehmen, daß diese — bei unverändertem Biotop — regelmäßig dort überwintern. Zugbewegungen mit Invasions-Charakter wiederholen sich nämlich kaum in zwei aufeinanderfolgenden Zyklen in der gleichen Stärke.
3) Winterquartiertreue konnte gleich bei sechs Exemplaren nachgewiesen werden:
 
Bruxelles  * 26. 1.66  Esch/Alzette  (Peltzer Jos.) 
4 V 83158  X 23.11.66  (Peltzer Jos. und Raym.) 
Bruxelles  * 7.3.66  (Peltzer Jos.) 
9 A 10932  V 23.11.66  (Peltzer Jos. und Raym.) 
Bruxelles  * 14.3.66  (Peltzer Jos.) 
9 A 10910  V 6.12.66  " ( " ) 
Bruxelles  * 14.3.66  ( " ) 
9 A 11001  V 10.2.67  ( " ) 
Bruxelles  * 26.1.66  ( " ) 
4 V 83160  V 25.2.67  ( " ) 
V 7.3.67  ( " ) 
Bruxelles  * 7.3.66  ( " ) 
9 A 10931  V 2.4.67  ( " ) 
Da die Wasserpieper sehr vorsichtig sind und sich kaum zwei Mal in der gleichen Saison fangen lassen, konnte nur ein derartiger Kontrollfang gemacht werden:
 
Bruxelles * 10.2.67 Esch/Alzette (Peltzer Jos.) 
11 A 99001 V 30.3.67 " "
Mithin beträgt die längste nachgewiesene Aufenthaltsdauer an diesem Ort jetzt 49 Tage.
 
Tabelle der Fangergebnisse
Datum  Anzahl  Flügellänge  Gewicht  Anzahl 
beringt  mm  Kontrollfänge 
23.11.1966  92  27 
85  26 
6.12.1966  — 
19.1.1967  92  31 
10.2.1967  86  26 
4.3.1967  94  30 
84  27 
91  29 
89  28 
88  27 
83  26 
82  26 
7.3.1967  — 
30.3.1967  — 
2.4.1967  — 
4) Im Winter 1966/67 war die Höchstzahl der beobachteten Wasserpieper (22 Ex. am 19.1.67) fast genau die gleiche wie im vorhergehenden Winter (23 Ex.). Es liegt daher nahe anzunehmen, daß dies eine normale Zahl von überwinternden Wasserpiepern für den betreffenden Landschaftsteil ist.
Résumé
Pendant l'hiver 1966/67, j'ai pu constater la présence près d'Esch-sur-Alzette d'un groupe de max. 22 Anthus spinoletta spinoletta. Les premiers furent observés le 26.10.66, les derniers le 2.4.67. Dix-sept exemplaires de cette espèce furent capturés dont six avaient été bagués pendant la période d'hivernation précédente au même endroit. Ceci fait preuve d'une grande fidélité au territoire d'hivernation qui a été une fois choisi.

Jos. Peltzer


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