Interview: Tom Conzemius über
die neue Rote Liste der bedrohten Vögel Luxemburgs
Im Vogelschutz ist eine Trendwende
zu beobachten: Bedrohte Arten kommen wieder, häufige Arten gehen zurück.
Warum erklärt Tom Conzemius.
REVUE: Seit März dieses Jahres
gibt es die neue Rote Liste der Vögel Luxemburgs. Welche Veränderungen
sind darin zu finden?
TOM CONZEMIUS: Sie zeigt zum einen
positive Entwicklungen im Vogelschutz auf: Zum Beispiel feiern viele Großvögel,
wie der Uhu oder der Graureiher, die im vorigen Jahrhundert am Rand des
Aussterbens waren, eine spektakuläre Rückkehr. Bei den Wasservögeln
haben Haubentaucher und Zwergdommel im Naturschutzgebiet Remerschen eine
neue Heimat gefunden.
REVUE: Das klingt vielversprechend.
Was ist der Haken dabei?
TOM CONZEMIUS: Auf der anderen Seite
gibt es eine neue Gruppe von Vögeln, die ihren Weg auf die Rote Liste
gefunden haben: Wachtelkönig, Steinkauz, Schafstelze, Braunkehlchen
und Grauammer sind vom Aussterben bedroht; Rebhuhn, Kiebitz, Raubwürger
und Wiesenpieper zumindest gefährdet. Aber auch „Allerweltsarten“
wie Turteltaube, Neuntöter, Feldlerche, Rauch- und Mehlschwalbe haben
in den letzten Jahrzehnten mehr als 20 Prozent ihrer Populationen eingebüßt
und stehen in der Vorwarnliste.
REVUE: Was ist die Ursache für
diese Entwicklung?
TOM CONZEMIUS: Die internationale
Vogelschutzorganisation Birdlife hat einen Index der häufigen Brutvögel
Europas entwickelt, der klar zeigt, dass vor allem die intensive Landwirtschaft
für die Biodiversitätskrise in Europa verantwortlich ist. Deshalb
müssen wir heute die Chance nutzen, die die Ausrichtung der gemeinsamen
Agrarpolitik bietet, um diese Tendenz umzukehren. Allerdings ist das Monitoring
häufiger Arten schwieriger als etwa die Überwachung unserer Wanderfalkenpopulation.
Bei 12 Brutpaaren fällt jede Veränderung sofort auf. Man kann
aber tausende Paare Feldlerchen verlieren, ohne dass es offensichtlich
ist. Deshalb wird es höchste Zeit, dass auch Luxemburg bei der «Europäischen
Erfassung für häufige Vögel» mitmacht.
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