Luxemburger Wort 12.8.2000

Tierpflege

Viel Arbeit für die Station in Düdelingen

Im vorigen Jahr wurden über 1 200 Tiere gepflegt
© 2000 Luxemburger Wortboy. - Als Jeanny und Jean François 1988 begannen, verletzte Wildtiere gesund zu pflegen, ahnten sie nicht, welche Ausmaßen dieses Unterfangen einmal annehmen würde. Waren es damals gerade 80 Tiere, die es zu pflegen galt, so waren es voriges Jahr über 1 200, bestehend aus 92 verschiedenen Arten. Tendenz steigend. Dies bedeutet nicht, dass immer mehr Tiere erkranken, sondern dass die "Tierklinik" in Düdelingen immer bekannter wird.

 Von weit über die Grenzen Luxemburgs hinaus kommen Tierfreunde täglich, um verletzte Vögel, Igel, Bussarde und sogar Füchse in die Pflegestation der Familie François zu bringen. Hier werden sie gehegt und gepflegt und, wenn nötig, auch von einem Tierarzt medizinisch versorgt. Arbeiten heute auch zwei fest Angestellte in der Auffangstation, so wird der größte Teil der Arbeit doch mit der Hilfe von vier bis fünf Tierfreunden auf freiwilliger Basis verrichtet. Wieviel Zeit eine solche Aufgabe mit sich bringt, zeigt am besten das Beispiel von Jungvögeln, die während drei Wochen von morgens bis abends halbstündlich gefüttert werden müssen, da sie sonst verhungern würden. Jeder, der Spaß an einer solchen Arbeit mit Tieren hat, kann sich natürlich gerne bei der Familie François melden. Die einzigen Voraussetzungen sind, dass man älter als 15 Jahre und verantwortungsbewusst im Umgang mit Tieren ist.

Eine echte Rarität, die sich momentan in Pflege befindet, ist ein Schwarzstorch, eine sehr seltene Vogelart. Er ist bei einem Sturm aus dem Nest gefallen und hat sich dabei eine Verrenkung und einen Flügelbruch zugezogen. Er befindet sich wieder auf dem Wege der Besserung und wird voraussichtlich im nächsten Jahr wieder in seiner natürlichen Umgebung ausgesetzt. 

Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg, denn vorher muss er, wie auch alle anderen Tiere, erst von der menschlichen Hand entwöhnt werden. Dies geschieht in den großen Gehegen des Park Le'h, eine Art Rehabilitationszentrum für Tiere, in dem sie wieder lernen müssen, für sich selbst zu sorgen und den nötigen Respekt vor ihrem meist einzigen Feind, dem Menschen, wiederzugewinnen.

Sicherlich ist die Freilassung der Tiere in die Natur der schönste Moment für die Tierpfleger, denn dies bedeutet, dass ihre Arbeit erfolgreich war. Vor 14 Tagen beispielsweise wurde eine Reihe von Waldkäuzen fliegen gelassen, ehe dann am vorigen Sonntag, anlässlich des Tags der offenen Tür, acht Turmfalken wieder ihre Freiheit genießen konnten. Wichtig ist es zu wissen, dass die Pflegestation nur Wildtiere aufnimmt, d.h. keine Katzen, Hunde oder sonstige Haustiere. Sollte man ein Wildtier finden, ist in allen Fällen Vorsicht geboten. Einen Wildvogel sollte man am besten in einem Karton mit Löchern transportieren, nie in einem Käfig.

Dabei immer Handschuhe tragen wegen der Verletzungsgefahr durch Schnabel und Fänge der Tiere. Jungvögel, die nicht sichtlich verletzt sind, sollte man am besten in Ruhe lassen oder in der Nähe des Nestes absetzen, da sie oft noch vor dem Flüggewerden das Nest verlassen haben und trotzdem unter der Obhut der Eltern stehen. Da bei Vögeln der Geruchssinn nicht sehr ausgeprägt ist, kann man sie ohne Bedenken anfassen, ohne dass sie von den Eltern abgestoßen würden. Beim Auffinden von Säugetieren, wie Marder oder Wiesel, sollte man besonders aufpassen, da diese noch sehr wehrhaft sein können. Dazu kommt die Gefahr der Tollwuterkrankung. Diese Tiere sollte man nie mit bloßer Hand anfassen, da sie nach einer Berührung durch den Menschen nicht mehr von den Muttertieren angenommen werden. Als Grundregel gilt, ein aufgefundenes Tier nicht selbst behandeln, ihm unter keinen Umständen Medikamente verabreichen und es auf gar keinen Fall zwangsernähren.

Wer ein verletztes oder hilfloses Tier gefunden hat, soll es in die Auffang- und Pflegestation bringen, die sich auf der Nummer 7 der Comte-Bertier-Straße in Düdelingen befindet (Tel. 51 31 14).