Luxemburger Wort 26.5.2000

Renaturierung des Flusslaufs „Im Brill” begonnen

Für die Verantwortlichen der Gemeinde Schifflingen ist der Natur- und Umweltschutz ein wichtiger Bestandteil

Für die Verantwortlichen der Gemeinde Schifflingen ist der Natur- und Umweltschutz ein wichtiger Bestandteil des in der Schöffenratserklärung 2000-2005 angekündigten umfangreichen Aktionsprogramms zur Förderung der Lebensqualität der Einwohner der Gemeinde. Nachdem bereits in den vergangenen Jahren wichtige Akzente in dieser Richtung gesetzt worden sind, stellt das Renaturierungsprojekt der Alzette „Im Brill” für die Gemeinde Schifflingen von seiner Dimension als auch von seiner Zielsetzung her, das bisher größte Projekt dar, für dessen Ausführung mit der am Donnerstagnachmittag stattgefundenen offiziellen Eröffnung der Baustelle nunmehr grünes Licht gegeben wurde. In Anwesenheit von Staatssekretär Eugène Berger, Jean-Claude Kirpach, „Administration des eaux et forêts”, Claude Schmit von der Asta, François Muller von der Stiftung „Hëllef fir d'Natur” und den Gemeinderatsmitgliedern Léonie Bastian-Comes, Raymond Hopp, Guy Fehr, Nic Frisch, Georges Goedert und Paul Weimerskirch (Bürgermeisterin Nelly Stein konnte wegen dringender anderweitigen Verpflichtungen an der offiziellen Eröffnung der Baustelle nicht teilnehmen), erläuterte Schöffe Roland Schreiner die verschiedenen Entwicklungsphasen des Großraumprojekts von den Anfängen bis zur Verwirklichung. Im Jahre 1998 sei das Planungsbüro „Micha Bunusevac” mit der Ausarbeitung von Plänen für ein Renaturierungsprojekt der Alzette am Ort genannt „Im Brill” in Schifflingen beauftragt worden. Für das in Zusammenarbeit mit der staatlichen Wasser- und Forstverwaltung, dem technischen Dienst der Ackerbauverwaltung (Asta) und nach Beratungen mit der „Action sociale pour jeunes” und der „Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutz-Liga” konzipierte 28 bis 29 Mio. F teure Projekt, mit dessen Ausführung die Firma Tracol aus Luxemburg beauftragt wurde, sei eine voraussichtliche Dauer von sechs Monaten für die Vollendung der Arbeiten vorgesehen. Die Kosten des von der Gemeinde Schifflingen vorfinanzierten Projekts würden zu 70 Prozent vom Umwelt- und vom Ackerbauministerium und zu 30 Prozent über das „europäische Life-Projekt” der EU-Kommission finanziert.

 Die Hauptzielsetzungen

 Außer der Verschönerung der Landschaft und der Schaffung einer typischen Auenlandschaft, so Roland Schreiner, bestehe der Sinn und Zweck des Projekts darin, durch eine Verbreiterung und eine Verminderung der Tiefe des Flussbettes der Alzette eine Verlangsamung des Wasserabflusses herbeizuführen, eine Maßnahme, die zur Steigerung des Selbstreinigungsgrades des Wassers führen werde. Durch die Fertigstellung der Kläranlage im flussaufwärts liegenden Audun-le-Tiche dürfte in naher Zukunft eine substantielle Verbesserung der Wasserqualität erreicht sein. Ein weiterer positiver Aspekt der Renaturierung ergebe sich am Unterlauf der Alzette aufgrund der Reaktivierung der Rückhaltekapazität, was dort die Hochwassergefahr senke. Zusätzliche Möglichkeiten für die optimale Nutzung des Auslastungsgrades des Projekts ergäben sich durch die Beseitigung der Schlackenhalde der Arbed, die eine Ausdehnung zur Escher Seite am Ort genannt „Am Puddel” ermögliche. Im Falle der Machbarkeit, so Roland Schreiner abschließend, könne neben der Schaffung eines naturgerechten Lebensraumes ein natürlicher Schutzwall zu den benachbarten Industrien geschaffen werden.

 Von hohem ökologischen und landschaftlichen Nutzen

 Im Anschluss an die Ausführungen des Schöffen Roland Schreiner gaben Jean-Claude Kirpach und Claude Schmit zusätzliche technische Erklärungen zum Renaturierungsprojekt. François Müller beleuchtete das Projekt aus der Sicht der Stiftung „Hëllef fir d'Natur”. Das Projekt, so die Bewertung von Herrn Kirpach, verleihe aufgrund der Verbreiterung des Flussbettes, der Einführung von Windungen und einem sanften Gefälle der Uferböschung dem Projekt einen natürlicheren landschaftlichen Charakter. Die Schaffung eines „Sommer- und Winterbettes” sorge flächenmäßig für den notwendigen Austausch zwischen Wasser und Luft, was die Qualität des Flusswassers dauerhaft verbessern werde. Alles in allem handele es sich um ein Projekt von hohem ökologischen und landschaftlichen Nutzen, was den Anforderungen der hydraulischen Verbesserung und den Möglichkeiten für neue Vegetationsformen in jeder Hinsicht gerecht werde.

 Die Eindämmung der Erosion sowie die Änderung der Morphologie zum Zwecke der Beseitigung der Hochwassergefahr waren Gegenstand der Ausführungen des Vertreters der Asta. François Müller, der die Zielsetzungen des „Life-Projekts” analysierte, unterstrich die Vorreiterrolle der Gemeinde Schifflingen bei der Initiierung des Renaturierungsprojekts „Am Brill”.

 Unter das Motto „Global denken, global handeln” sei, so Staatssekretär Eugène Berger, das lokale Projekt zu stellen, das in ausgezeichneter Zusammenarbeit mit Bürgermeisterin Nelly Stein und dem Umweltministerium zustande gekommen sei. Seitens des Umweltministeriums würden alle notwendigen Schritte und Anstrengungen unternommen, dem Renaturierungsprojekt, das Teil eines globalen Gesamtkonzepts sei, die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen.J. A.