Nicolas E. Haagen ist Sammler, Tierforscher und Weltenbummler. Im “Haus vun der Natur“ in Kockelscheuer stellt er bis zum 22. Mai präparierte Insekten aus aller Welt aus.
Eine Reportage von Claude François, Foto: Serge Waldbillig
Was
mich besonders fasziniert, ist die enorme Vielfalt der Insekten. Sie bilden
die größte Artenfamilie auf unserer Erde, und immer wieder entdecken
wir eine bisher unbekannte Spezies.“ Nicolas E. Haagen spricht mit Leidenschaft.
Der Beleser Gemeindeangestellte ist seit seinem zwölften Lebensjahr
fasziniert von allen möglichen Insekten. Ob Falter, Libellen, Käfer
oder Heuschrekken, alles, was fliegt, kriecht und krabbelt, zieht ihn magisch
an. Nicolas E. Haagen ist aber nicht einfach fasziniert von den über
400 000 Käferarten, die es weltweit gibt, er hat aus seiner Leidenschaft
eine Lebensaufgabe gemacht. “Ich bin mehr als ein Sammler“, sagt der Tier-
und Naturfreund, “ich gehe den Dingen auf den Grund.“ Um seinen Wissensdurst
zu stillen, studiert Nicolas E. Haagen zwar jede Menge Fachliteratur, aber
dies genügt ihm schon lange nicht mehr. Ihn zieht es hinaus in die
Welt. In Begleitung seiner Frau Anne-Marie unternimmt Nicolas Haagen mit
schöner Regelmäßigkeit lange Reisen in die verlegensten
Gegenden des Planeten. Nach dem Motto “Wissen Hauptsache, Komfort Nebensache“
schrecken beide nicht einmal vor extremen Wetterbedingungen zurück:
“Wer wagt sich schon freiwillig bei 53 Grad Celsius an die indisch-pakistanische
Gren-ze?“, schmunzelt der Abenteurer, der in Bikanee nicht über die
extreme Hitze schimpfte, sondern sich für den architektonischen Reichtum
der alten Festungsstadt begeisterte. Mit Tourismus haben die Expeditionen
des Forscherpaares aus Beles wenig zu tun. Touristenzentren werden peinlich
gemieden: “Wenn ich schlechte Laune haben will, dann begebe ich mich in
einen Touristenort. Und es dauert nie lange, bis ich dann wirklich schlecht
gelaunt bin“, ärgert Nicolas E. Haagen sich über die Verfremdung
und Banalisierung von Natur und Kultur in den Touristenhochburgen.
Die Haagens reisen ganz anders. Sie planen ihre Expeditionen bis
ins kleinste Detail, akribisch werden die Routen vorbereitet und die Zielorte
ausgewählt. “Die Vorbereitungen einer solchen Reise nehmen in der
Regel ein ganzes Jahr in Anspruch“, erklärt der Globetrotter, der
sich mit seiner Gattin die exotischsten Länder angeschaut hat, immer
mit dem Ziel, seine zahlreichen Sammlungen zu vervollständigen. Jede
Expedition wird von Anne-Marie Haagen fotografisch festgehalten.
Neben den Insekten, die er selbst fängt und fachgerecht präpariert,
interessiert Nicolas E. Haagen sich z. B. auch für Edelsteine, Kleidungsstücke,
Schmuckgegenstände sowie für die Folklore und die Musik der jeweiligen
Länder - “für die echte Folklore, nicht für den Touristenramsch,
der überall angeboten wird“, wie der Sammler klarstellt. Im Laufe
der Jahre hat sich das Haus der Haagens in Beles in ein Museum verwandelt,
von dem es von Exponaten nur so strotzt.
Ein Teil der Insektensammlung von Nicolas E. Haagen ist derzeit
im “Haus vun der Natur“ in Kockelscheuer ausgestellt. Neben Schmetterlingen,
Faltern und Käfern aus Thailand, Malaysia, Nord- und Südamerika,
Trinidad, Tobago, Indien und Teneriffa sind auch viele Exemplare aus unseren
Breiten zu sehen. Besonders eindrucksvoll wirken die blau-violett phosphoreszierenden
Falter aus Südamerika (“Morphoiden“ - “schön und wohlgeformt“)
und die riesigen Saturniden-Schmetterlinge (“Attacus atlas“), die sich
durch Augenmuster auf den Flügeln schützen - ein besonders schönes
Beispiel der “Mimikry“, dieser Nachahmungsspezialisten, die sich auf diese
Weise gegen ihre natürlichen Feinde wehren.