Schwalbenrettungsaktionen
Daß bei längerem Regenwetter Schwalbenbruten massenhaft eingehen, ist bekannt.
Leider sind wir gegenüber solchen Ereignissen machtlos, auch dagegen, wenn im
Schilfrohr übernachtende Rauchschwalben durch Hagelwetter überrascht und zu Hunderten
ins Wasser geschleudert werden.
Glänzende Resultate haben aber von tierfreundlicher Seite eingeleitete Hilfsaktionen
für vom Unwetter überraschte Schwalbensehwärme gezeitigt.
Am 12. Oktober 1905 wurden von 4-5000 halb verhungerten Schwalben in Luzern eine Anzahl durch
die ornithologische Gesellschaft gerettet und raschestens per Bahn nach Chiasso befördert,
allwo sie in Freiheit gesetzt wurden. Von Speyer aus wurden 1500 Stück versandt usw.
Am weitreichendsten war die Hilfsaktion, die bei dem plötzlichen Schnee- und Kälteeinbruch
im September 1931 in Österreich durchgeführt wurde. Das Hauptverdienst kommt dem Wiener
Tierschutzverein zu (Vorsitzender Dr. E. Melkus), doch muß man die löbliche Bereitschaft
im ganzen Lande anerkennen. Die überraschten Schwalben suchten zu Tausenden Schutz in den
Häusern. Ca 80 000 gefährdete Vögel wurden par Bahn und ca 30 000 Stück per
Flugzeug eiligst nach Italien befördert. Auch in Bayern setzte die Hilfsaktion ein.
Täglich wurden etwa tausend Schwalben von München nach Mailand mit den
flugplanmäßigen Flugzeugen gebracht
. Aus Städten wie Rosenheim und
Mühldorf, kamen sogar Lieferautos der Geschäftshäuser, die es sich nicht
nehmen ließen, ihre Transportmittel für eine Überführung der Schwalben
zur Verfügung zu stellen.
Solche Hilfsaktionen könnten vielleicht wissenschaftlich organisiert und ausgebaut werden,
so daß die ausersehenen Hilfskräfte sofort bei Not hilfsbereit ständen.
Sie sind aber ein weiterer Beweis dafür, daß praktisch-rationeller
Vogelschutz allgemeines Verständnis von seiten des Volkes und internationale
Zusammenarbeit zur Voraussetzung haben muß, falls greifbare Resultate erzielt,
und die einmal geretteten Vögel nicht in die Hände beutelüsterner Fänger
gelangen sollen.
Literatur:
Schifferli A. (1931). Der Ornithologische Beobachter, Mai.
Hennicke K.(1932). Ornithologische Monatsschrift, Januar.