Ein weiteres trauriges Kapitel
der Korntal-Saga ....
Die Rekonversion der „Fonderie/Haute
Saule“ Rodange
Die bei der Vorstellung des Raumnutzungsprojekts
in Differdingen gezeigten Karten belegen klar die Politik des „fait accompli“:
Während für die Industriebrache
Rodange in einer ersten Fassung (Bereich Landschaftsplanung) noch der Schutz
der verbliebenen Feuchtbereiche und der Ausbau der Kornaue gefordert wurden,
hat das Raumnutzungskonzept inzwischen die Pläne der Agora übernommen,
durch die ein Teil des Feuchtbereichs zerstört werden wid.
1. Die Planung für die Neunutzung
der Brache
Aktuelle Flächennutzung
„Op der Fonderie“
(Karte: Ingenieurbüro für
Landschaftsplanung Carlo Mersch im Auftrag der Forstverwaltung, Dezember
2002) |
- Gewässer
(blau):
Die Fonderie wurde in den Überschwemmungsbereich
(die „Aue“) der Korn gebaut. Die Kornaue wurde durch jahrzehntelange Aufschüttungen
zerstört; die Korn fließt heute in einem schmalen tiefen Kanal
am Rand der Haute Saule.
Der Weiher wurde als Kühlteich
angelegt und genutzt.
- Vegetation (grün):
Im Osten und Westen sind letzte
Überreste der Kornaue erhalten (= Feuchtgebiete).
Auf der Industriefläche wurden
vor Jahrzehnten kleine Parks angelegt. An der Korn und der Eisenbahn waren
Pappeln angepflanzt worden.
Auf ehemals versiegelten Flächen
hat sich eine Pioniervegetation angesiedelt (gelbgrün).
- Gebäude (blaugrau):
Mehrere alte Industriegebäude
sind noch erhalten.
- Versiegelte Flächen
(grau) |
Gestaltungsvorschlag
für die Fonderie
Die Leitidee der LNVL für eine
nachhaltige Neunutzung war die Verzahnung von Natur, Kultur, Pädagogik
und Nutzung (Wohnung, Gewerbe, sanfter Tourismus), entsprechend dem Programme
directeur der Landesplanung, dem Bericht des Innenministers über
die Industriebrachen und dem Auftrag der Agora.
(Karte: Ingenieurbüro für
Landschaftsplanung Carlo Mersch, Dezember 2002)
|
- Gewässer (blau; graugrün):
Für die Renaturierung der Korn
sollte genügend Raum zur Verfügung stehen (graugrün). Ein
Lehrpfad über die industrielle Nutzung von Gewässern war vorgesehen.
- Vegetation (grün):
Das Naturschutzgebiet sollte die
gesamte Feuchtfläche im Osten umfassen (= im PAG eingetragene Fläche
sowie seit 1992 vorgesehene Pufferzone).
Die Verkehrsanbindung sollte über
Aufständerung erfolgen, um den Feuchtbereich im Westen für die
Renaturierung, resp. als natürliche Versickerungsfläche nutzen
zu können.
- Naherholung und Freiraum:
Die wichtigsten Baumgruppen sollten
erhalten beiben und vernetzt werden. Die Feuchtgebiete sollten den Besuchern
mit Stegen zugänglich gemacht werden.
- Bebauung (weiß):
Die Gebäude und Infrastrukturen
sollten in naturschonender Weise (also zwischen Baumgruppen) geplant werden.
Die Volumen der einzelnen Gebäude sollten an die Häuser der unmittelbaren
Umgebung angepasst werden.
- Industriegebäude (graublau):
Diese solten zumindest teilweise
erhalten/renoviert und einer neuen Nuztzung zugeführt werden.
LNVL und Forstverwaltung hatten
hier ein Visiting-Center vorgeschlagen, das die Anziehungspunkte der Region
vermarkten sollte (interregionales Projekt).
- Data Center:
Die LNVL war einverstanden mit der
Implantierung des Datenzentrums in unmittelbarer Nähe des Naturschutzgebietes
unter der Voraussetzung, dass die Korn nach ökologischen Kriterien
renaturiert und zumindest die wichtigsten Naturelemente erhalten bleiben
sollten. |
Im Frühjahr 2003 stellte
die Entwicklungsgesellschaft Agora eine erste Variante vor, welche von
Naturschutzseite nicht akzeptiert wurde. Es folgten drei weitere Varianten,
welche unsere Vorschläge teilweise berücksichtigten.
Zurückbehaltene Variante
(Quelle:
http://www.agora.lu/common/download/pdf/etude_faisabilite_rodange_dk.pdf)
Am 30. Juni 2003 wurde die
LNVL informiert, dass Variante 1 für die definitive Planung zurückbehalten
wurde.
Für die Renaturierung (falls sie
durchgeführt wird) wird weniger Raum zur Verfügung stehen
das Naturschutzgebiet wird verkleinert
alle Gebäude werden abgerissen
der Feuchtbereich im Westen wird durch
die Auffahrt zerstört
alle Baumgruppen werden zerstört.
Das auf dem Plan eingezeichnete Visiting-Center
am Kornufer ist mittlerweile aus den Plänen verschwunden. Bei dieser
Planung ergibt ein solches Zentrum effektiv keinen Sinn mehr.
Die Arbeiten am Raumnutzungskonzept
hatten zu diesem Zeitpunkt schon begonnen;
trotzdem liefen die Planungen der
Agora weiter.
Auch die Planung für den „Crassier
de Differdange“ ist weit fortgeschritten.
Das Raumnutzungskonzept, statt den
Rahmen für diese Planungen zu setzen, wird vollendete Tatsachen übernehmen. |
2. Die Umklassierung des Geländes
Aktuelle rechtliche Situation:
PAG der Gemeinde Petingen
 |
Der PAG der Gemeinde für
die Haute Saule/Fonderie zeigt
ein Naturschutzgebiet (grün;
3,6 ha),
eine „Zone rurale“ (gelb; 2,1 ha)
und die eigentliche Industriezone
(blau). |
Karte der provisorischen Umklassierung
Das Naturschutzgebiet umfasst
hier 3,8 ha.
Es wurde um mehrere Ar Aufschüttungen
vergrößert, jedoch um ein Stück Feuchtgebiet verkleinert,
sodass der ökologische Wert der Fläche abnimmt.
Die „Zone rurale“ wurde in
die neue „Zone spéciale à restructurer soumise à un
PAP“ integriert. Die «Zone verte» blieb also keineswegs
bestehen, sondern wurde um ca. ein Drittel verkleinert.
Die Feuchtzone, die durch
den Bau des Data Center zerstört wird, wurde nicht kompensiert.
Andere Biotope auf der Fläche
(Feuchtbereiche, Baumgruppen...) wurden nicht geschützt.
Die Vorschläge der LNVL blieben
also unberücksichtigt. |
Die provisorische Umklassierung
des Geländes (Gemeinderatssitzung vom 22. September 2003)
Aussagen des Schöffenrats:
- Bürgermeister:
„Wat eis dozou geleet huet fir
dëse Wee ze goen ass, datt déi ganz Zone verte mat de Weiere
bestoe bleift, an datt eng Renaturéierung vun der Kor gemaach gëtt.“
- Umweltschöffin:
„Déi Zone verte de protection
gëtt nach méi grouss gemaach, an hei sinn och Saache vun der
Natur- a Vulleschutzliga mat intégréiert ginn..
Si kréien e ganzen Eck
wou en Opsiichtstuerm opgeriicht gëtt fir Vullen z’iwwerwaachen.
Deen eenzege Problem, deen sech
gestallt huet, war, op mer déi Hal sollen halen oder net.“
Die LNVL-Sektion Petingen erhob gegen
diese Entscheidung Einspruch.
Auf der Generalversammlung der Sektion
betonten sowohl die scheidende als auch die neue Präsidentin,
dass Natuschutz mehr sei als „Villercher z’iwerwaachen“.
Unser Plan bildete ein Ganzes, das
Kultur, Natur, Pädagogik (evtl. sanften Tourismus) und Nutzung verbinden
sollte. Wichtigster Punkt waren eine Planung und Bebauung, welche vorhandene
Biotope und Architektur schützen und gleichzeitig für die Bevölkerung
nutzbar machen sollten. |
Der « Kompromiss »
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Die neue Karte, welche in den Raumnutzungsplan
übernommen wurde, zeigt wieder eine Grünzone von rund 6 ha. Der
„Kompromiss“ besteht also im Wiederherstellen der alten Situation.
Einziger Unterschied: Die frühere
„Zone rurale“ wird in das Naturschutzgebiet integriert werden. Dabei gab
es kleine Flächenverschiebungen, wobei die Grünzone um etwa 30
(!) m² vergößert wird.
Auf der Karte ist klar zu erkennen,
dass für die Renaturierung der Korn nicht „7,6 ha (moitié
du terrain)“ zur Verfügung stehen. Die Aussage des Innenministeriums
(Antwort auf die parlamentarische Anfrage Nr 2288; 12.08.03) stimmt
also nicht mit der Wirklichkeit überein. |
Geplanter Straßenverlauf:
durch Bäume im Vordergrund (obwohl theoretisch zur Grünzone erklärt),
Gebäude und Park im Hintergrund |
Der Verlust der Feuchtzone im Westen
wird nicht kompensiert.
Der „Schutz“ einer Baumgruppe erweist
sich als Farce, wird doch der Wegebau einen Teil der Bäume zerstören.
Auch eine Bushaltestelle soll hier
noch Platz haben – falsch verstandenes IVL.
Insgesamt bedeutet diese Planung
weder ein Beispiel für nachhaltige Raumnutzung noch für demokratische
Vorgehensweise. |
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