Hëllef fir d'Natur - Naturschtzgebiet Neibruch

Fondatioun Hëllef fir d'Natur

Gemeinnützige Stiftung für Naturschutz - Etablissement d'utilité publique

Potentielles Naturschutzgebiet Neibruch bei Grosbous

Früher gehörten die Feuchtwiesen zu den produktivsten Standorten und waren somit ein wesentliches Standbein der bäuerlichen Betriebe. Innerhalb weniger Jahrzehnte hat sich der Stellenwert der feuchten Wiesen völlig verändert. Eingeschränkte maschinelle Nutzbarkeit und die Möglichkeit der Intensivierung auf den anderen Flächen haben dazu geführt, daß diese Feuchtwiesen immer mehr aus der Nutzung herausgenommen wurden und heute mit dem Produktionsgeschehen in den landwirtschaftlichen Betrieben nichts mehr zu tun haben.

Parallel dazu hat sich der Naturschutz verstärkt bemüht aus Gründen des Artenschutzes die Melioration, das Auffüllen mit diversem Material oder Aufforsten dieser Flächen zu verhindern. Im Falle der Feuchtwiesen im Naturschutzgebiet 'Neibruch' / Grosbous wurden die brachliegenden Flächen vom lux. Staat gekauft.

Lage und Besonderheit

Das geplante Naturschutzgebiet 'Neibruch' liegt in den Gemeinden Grosbous und Wahl.
Die Kernzone (12,5 ha) des Gebietes umfaßt u. a. Feuchtwiesen, Erlenbruchwälder und einen alten Steinbruch.
Das Gebiet liegt im Übergangsbereich zwischen Ösling und Gutland. Nördlich schließen die Schichten des Unteren Devon an.
Die Feuchtwiesen haben sich auf alluvialen Standorten im Tal der 'Wark' (Meereshöhe um 370m) entwickelt und sind in den Voltziensandstein (Buntsandstein) eingebettet.

Für Luxemburg ist das Gebiet in mehrerer Hinsicht einzigartig:

ausgedehnteste Feuchtwiesen mit Spitzblütiger Binse (Juncus acutiflorus) in Luxemburg
größte Erlenauwald- und Erlenbruchwald-Bestände des Landes
einziges Vorkommen von Osmunda regalis in Luxemburg.

Entwicklungstendenz der Vegetation

Unterbleibt eine Bewirtschaftung der Wiesen, so kann man folgende Entwicklung erwarten:

kurz- u. mittelfristig:

eine Veränderung und Verarmung des Feuchtwiesen-Pflanzenbestandes
an den alljährlichen Mahdrythmus angepaßte Pflanzenarten gehen unter dem Filz der im Lauf der Jahre zunehmenden Streuschicht zugrunde
auch seltene, auf der 'Roten Liste' stehende bzw. gesetzlich geschützte Pflanzenarten sind bedroht: Dactylorhiza maculata, Potentilla palustris, Menyanthes trifoliata und Eriophorum angustifolium

langfristig:

in älteren Pflanzenlisten für das Gebiet erscheinen auch Arnica montana und Nardus stricta, die jedoch in den 90er Jahren schon nicht mehr vorgefunden werden konnten
eine Entwicklung zu Erlenbruchwäldern ist anzunehmen.

Keine Pfanzenvielfalt ohne Pflegemassnahmen!

In den im potentiellen Naturschutzgebiet 'Neibruch' bei Grosbous liegenden Feuchtwiesen, vorwiegend Bestände der Spitzblütigen Binse (Juncus acutiflorus) wurde, bedingt durch die langjährige Brache, eine Verarmung an Pflanzenarten beobachtet.
Seit 1990 werden Teilflächen alljährlich gemäht, begleitet von einer Dauerquadratuntersuchung.
Es konnten Artenverschiebungen in den gemähten, wie auch in den Bracheparzellen festgestellt werden. In den gemähten Parzellen mit Spitzblütiger Binse stieg die durchschnittliche Artenzahl an, während die durchschnittliche Artenzahl in den Bracheparzellen eher konstant blieb.

Bisherige Tätigkeiten im Gebiet

vergleichende Untersuchung der Vegetation in gepflegten und ungepflegten Parzellen (etwa 20 sog. Dauerquadrate)
Pflegeversuche, bei denen einige gegensätzliche Ziele aufeinander abzustimmen sind:

Maximierung der Pfanzenvielfalt
Minimierung des Impakts der Pflege auf Umwelt und Biotop
Minimierung des Aufwands

Verwertung des bei der Pflege anfallenden Mähguts

Derzeitiger Ablauf der Pflegeaktionen

Einsatz eines Traktors mit einer besonderen Bereifung und zusätzlichen Gitterreifen, der nicht einsinkt und eine geringe Druckeinwirkung auf die Fläche aufweist
Benutzung eines Balkenmähers mit Doppelmessermähwerk
an die Witterung angepasste Mahd: in ganz nassen Jahren wird z.B. nur ein Teil gemäht

trocknere Bereiche: Mahd jährlich, etwas früher im Jahr
vernäßte Bereiche: Mahd zumindest alle 2-4 Jahre, etwas später im Jahr

das Mähgut wird in Ballen gepreßt und abtransportiert (kompostiert)

trocknere Bereiche: normale Vorgehensweise
vernäßte Bereiche: Mähgut wird zuerst auf den trockenen Flächen zum Trocknen ausgebreitet, dann gepreßt

periodisch (wie z.B. in der starken Frostperiode 1996/97) werden die sich stark ausbreitenden Weiden (Salix aurita, Salix cinerea) entfernt.

Beteiligung an den Tätigkeiten (ab 1990)

Forstverwaltung / Naturschutzabteilung Norden (Auftraggeber u. Projektleitung)
AgrarbiologInnen der Fondatioun Hëllef fir d'Natur (Vegetationsaufnahmen, Beratung)
Prof. Emilia Balátová-Tulácková (Expertisen)
Marc Jans u. Entr'aide asbl (Pflegemahd)

Quelle: Klampfl, R., A. Steinbach (1997): Einfluß der Mahd auf brachliegende Bestände der Spitzblütigen Binse (Juncus acutiflorus) im potentiellen Naturschutzgebiet 'Neibruch' (Grosbous, Luxemburg). Bull.Soc.Nat.luxemb. 98: 17-29

Für Fortgeschrittene ....

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