Hochstammobstbau
Erhaltung und Förderung der Obstbaukultur in Tschechien
mit luxemburgischer Hilfe
Die Zusammenarbeit zwischen der Stiftung Hëllef fir d'Natur
und der Naturschutzorganisation Veronica aus Brno geht auf das Jahr
1991 zurück. Damals bestand ein starkes Bedürfnis der Zentral-
und osteuropäischen Natur- und Umweltschutzorganisationen, sich in
den westlichen europäischen Ländern nach Wissen und Vorgehensweisen
im ökologischen Bereich umzusehen. Nach diesen mehrjährigen Kontakten
bot sich nun die Gelegenheit, ein dreijähriges Projekt zur Erhaltung
der Hochstammobstkultur im Landschaftsschutzgebiet der Weißen Karpaten
nahe der Slowakischen Grenze mit finanzieller Unterstützung des Außen-
und Umweltministeriums durchzuführen.
Ähnlich wie in unseren westlichen Ländern sind auch in Tschechien
viele Hochstammobstbäume verschwunden. In den Weißen Karpaten
mit Bergketten von über 1.000 m hat die Kollektivierung der Landwirtschaft
jedoch nicht solche Ausmaße erreicht wie in den Ebenen, so dass dort
noch viele Obstbäume - vor allem Zwetschgenbäume zur Herstellung
von Slivovice - erhalten blieben.
Insgesamt sind 3 Partner an dem Projekt beteiligt, die sich vor Ort
um die Aktivitäten in dem Projektgebiet von ca. 700 km2 kümmern.
Die Arbeit besteht im wesentlichen in der Erfassung und Vermehrung von
alten, lokalen und robusten Obstsorten in Baumschulen, die Anpflanzung
dieser Sorten, Ausarbeitung von Ausstellungen zur Ökologie, Werbung
für Produkte aus dem Obstgarten, Verfassen von Informationsschriften
und Artikeln mit traditionellen Koch- und Backrezepten, Weiterbildungen,
u.s.w. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Entwicklung von regionalen
Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen. Hierzu wurde z.B. ein altes
Dörrhaus zur Herstellung von Trockenobst wieder instand gesetzt, das
nun auch wieder von den Dorfbewohnern gut genutzt wird. Kleine Kredite
und finanzielle Ersthilfen stehen zur Verfügung bei der Einrichtung
von Verarbeitungsstrukturen. Ein Verarbeiter hat sich mittlerweile auch
selbständig gemacht und vertreibt biologisches Trockenobst in ganz
Tschechien. Es besteht eine gute Zusammenarbeit mit Pro-Bio, einer Organisation
von Bio-Bauern, welche die Produkte kontrollieren und zertifizieren. Eine
kleiner Bauernhof mit 13 ha Land wurde angekauft in dem nun eine Mosterei
und ein Natur- und Umweltzentrum eingerichtet wird.
Bei diesem erfolgreichen Projekt bringt die Stiftung Hëllef
fir d'Natur ihre Erfahrungen im Hochstammobstbau ein und kümmert
sich um die finanzielle Abwicklung.
Grenzüberschreitendes Interreg II Projekt zur
Förderung des Hochstammobstbaus
Um den Rückgang des Hochstammobstbaus zu bremsen und wieder mehr
Leute hierfür zu gewinnen, wurde von der Stiftung Hëllef fir
d'Natur, dem Naturschutzbund (NABU) Rheinland-Pfalz und NABU Saarland
ein Projekt zur Förderung des Hochstammobstbaus im Luxemburg, den
Kreisen Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg, Merzig-Wadern und der Stadt
Trier gestartet. Dies soll während 2 Jahren laufen und alle Akteure
von Produktion über Verarbeitung bis zur Vermarktung einbeziehen.
Der Hochstammobstbau kann sich nur halten, resp. kann in den nächsten
Jahren weiter entwickelt werden, wenn die Nachfrage nach Produkten wie
Apfelsaft, Brennereiprodukten, Verarbeitungs- und ev. auch Tafelobst, u.s.w.,
gefördert wird. Das Projekt soll grenzüberschreitend die verschiedenen
Problembereiche aufarbeiten und wurde vom Umweltministerium kofinanziert.
Erhaltung der Bongerten
Die Stiftung Hëllef fir d'Natur im „Haus vun der Natur"
ist für alle Bongerten-Interessierten eine wichtige Anlaufstelle
geworden. Zahlreiche Leute rufen an, um Informationen zu Baumschnitt, Pflanzung,
Pflanzenschutz, usw. zu bekommen. Die Schnittkurse, welche 1999 angeboten
wurden, sind ebenfalls wieder sehr gut besucht worden. Die Apfelsammelstelle
in Niederanven, welche in Zusammenarbeit mit den lokalen Vereinen läuft,
kannte auch im 6. Jahr einen großen Erfolg. |
Neue Etikette der Flaschen für den Apfelsaft aus
Hochstammobstbau in Tschechien
Bongerten mit Hochstammobstbäumen bieten einen
Lebensraum für viele bedrohte Tierarten wie z.B. den Steinkauz. Sie
produzieren aber auch Obst, welches vom Menschen genutzt werden kann. Das
Foto zeigt die Apfelsammelstelle in Niederanven
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