Neue Konzepte im Landschaftsschutz:
Nachhaltigkeit oder nur Show?
eine Bilanz der Regionalplanung Süden nach 5 Jahren
In Luxemburg wird seit 1999 das Wort „Landesplanung“ groß geschrieben. Impulsgeber waren der rasante Anwachs unserer Bevölkerung, die Umstrukturierung der Industrien und die Verknappung und damit die Verteuerung der Bauflächen. Insbesondere die Südregion mit all ihren Problemen und Potentialen sollte zur Ideenkiste werden.
Nach 5 Jahren (Mit-)Arbeit an mehreren Projekten stellt die LNVL fest: Leider blieb es bei Ideen – konkrete Umsetzungen fehlen bis heute und scheinen nicht vorgesehen.
Hoffnung für den Süden
Von jeder interessierten Seite wurden enorme Erwartungen in die Neunutzung der Industriebrachen gesetzt. Allgemein wünschte man sich eine damit verbundene neue Dynamik in sämtlichen Südgemeinden, eine gerechtere Verteilung der Gelder für Investitionen, eine menschennahe Siedlungspolitik und eine koordinierte Vorgehensweise in kulturellen, natur- und umweltrelevanten Bereichen.
Der Süden sollte als Region und nicht mehr als eine Summe von einzelnen Gemeinden und Interessengruppen auftreten.
Eckdaten der Entscheidungen in der Südregion
1999
Das nationale « Programme directeur » wird vom Landesplanungsminister vorgestellt.
In der Einführung lesen wir:
„Une des principales missions de l'aménagement du territoire consiste à coordonner les différentes demandes formulées en matière d'affectation des sols, compte tenu de ses propres objectifs et des politiques sectorielles“.
principe énoncé dans la déclaration du Ministère de l'Aménagement du Territoire (Programme directeur 1999)
Der Süden soll ein neues Gesicht bekommen
- Innenminister Michel Wolter setzt sich als Impulsgeber für eine neue Identität der Südregion ein.
- ORESUD, ein Observatorium für alle verfügbaren Daten über die Südregio,n wird eingesetzt
2000
- Bericht des Innenministers über den Zeitplan und Vorgehensweise auf den Industriebrachen
- Gründung der Entwicklungsgesellschaft AGORA
2001
- Masterplan Esch Belval
- Fonderie Rodange : erste Vorschläge der LNVL für eine nachhaltige Rekonversion
2002
- Fonderie : Beginn der Koordinierungsrunden
2003
- Programme directeur : Regionalplanung
- PRO-SUD
- Fonderie : Beschluss der Regierung über den Aufkauf von 7,6 ha für die Renaturierung der Korn ; Entscheidung für « Variante 1 » als Basis für die Rekonversion
2004
- Plan regional Sud « nature et paysages » LNVL
- Zukunftskonferenz PRO-SUD
- Raumnutzungskonzept Kordall wird andiskutiert
- SAUL (Sustainable and Accessible Urban Landscapes) startet ein Projekt über eine Reise durch Stadtlandschaften im Süden
- Fonderie: Umklassierung des Geländes; Umwelverträglichkeitsprüfung
2005
- Konferenz über Stadtlandschaften in der Südregion (SAUL)
Beitrag zur innovativen Regionalplanung
- Entscheidung des Umweltministers eine weitere Bauschuttdeponie auf dem Crassier Differdange anzulegen
- Fonderie: Umweltauflagen
Initiativen und Projekte
Die LNVL arbeitet seit 2001 intensiv an Projekten für eine Neuorientierung der Raum- und Landschaftsplanung im Süden (mit).
Plan régional Sud – Nature et paysages: viel Lob, keine Umsetzung ?
In dieser Broschüre stellten die Südsektionen ihr Konzept für das Integrieren des Natur- und Landschaftsschutzes in die Raumplanung vor und erhielten dafür viel Lob. Ob unsere Vorschläge jedoch Eingang in die Planungen von Verwaltungen und Ministerien fanden oder finden werden, entzieht sich unserer Kenntnis.
Zukunftskonferenzen des PRO-SUD: Fortsetzung fehlt ?
LNVL-Vertreter erarbeiteten mit vielen anderen Repräsentanten der verschiedenen Bereiche der Gesellschaft Ideen und konkrete Vorschläge für einen lebenswerten Süden ; so sollte im Umweltbereich der Posten eines regionalen Umweltbeauftragten geschaffen werden. Konkrete Schritte zur Verwirklichung dieser Vorschläge lassen auf sich warten.
SAUL : nur Planung ?
Für die Umsetzung des ausgearbeiteten Konzepts „Stadtlandschaften“ und für Naturschutzprojekte in diesem Zusammenhang stehen zumindest im Augenblick keine Gelder zur Verfügung.
Table ronde: noch offen
Im März 2005 organisierten die Sektionen Differdingen, Petingen und Sanem ein Rundtischgespräch zum Thema Raumnutzung im Korntal. Themenbereiche waren die Renaturierung der Kornaue, die Industriebrachen, Natur in den Ortschaften und Grünverbindungen zwischen den Ortschaften. Ob die Aussagen und Versprechen der teilnehmenden Politiker Realität werden, wird sich zeigen.
Gerade im Korntal zeigte sich in den letzten Jahren die Diskrepanz zwischen schönen Worten und realen Projekten
« La reconversion des friches industrielles dans le Sud du pays constitue une chance unique pour cette région, alors que l'importance des surfaces en jeu ainsi que leur localisation par rapport aux infrastructures existantes doit être mis à profit pour réorienter fondamentalement l'utilisation du sol dans cette région en vue de son développement durable compte tenu des dimensions économique, écologique et sociale de celui-ci.“
(aus dem Bericht des Ministers vor der Abgeordnetenkammer, 31. Mai 2000)
Beispiel Kordall
Die Sektionen Sanem, Differdingen, Petingen und Sanem setzen sich seit Jahren für eine nachhaltige Raumplanung im Korntal ein.
- Crassier de Differdange :
150 ha – praktisch die Fläche des Kleinstaats Monaco – bieten enorme Möglichkeiten für eine wirkliche Aufwertung. Wo, wenn nicht hier, könnte ein Areal gestaltet werden, das sich an der umgebenden Landschaft orientiert, Ortschaften wieder verbindet, den Menschen wieder zugänglich wird, Natur und Kultur, Freizeit, Wohnen und Arbeiten ideal kombiniert?
Alte Karten zeigen den Woiver Bësch auf einer Anhöhe, die zu einer Auenlandschaft an der Korn abfällt. Bei der Rekonversion sollten Korn, Weiher und Feuchtgebiete renaturiert und Biotope wieder vernetzt werden. Durch eine adäquate Planung könnten Ökologie und Ökonomie Hand in Hand gehen um die alte Landschaft wieder herzustellen, indem große Mengen Bauschutt aufgeschüttet und diese Hänge dann wieder bewaldet werden.
Obwohl die LNVL mehrmals auf solche Gestaltungsmöglichkeiten und auf schützenswerte Bereiche und Gebäude hinwies, wurde sie bisher nicht in die Planung eingebunden; die Planungen laufen (jedenfalls bisher) unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wir befürchten, dass auf dem Gelände riesige gerade Flächen geschaffen werden um große Industriehallen aufzurichten, ohne Rücksicht auf Landschaft und Natur und auf die Lebensqualität der Menschen.
Dieses Projekt zeigt die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen Show und echtem Dialog.
- Fonderie/Haute Saule Rodange:
In mehreren Koordinierungsrunden mit Agora und Gemeinde setzte sich die LNVL für eine Rekonversion ein, die Natur(schutz), Freizeit, Kultur und gewerbliche Nutzung verbindet und als Pilotprojekt für nachhaltige Konzepte von Industriezonen konzipiert war.
Im Juni 2003 wurden wir überraschend vor vollendete Tatsachen gestellt mit der Entscheidung für einen Plan, der keine der Anregungen von Naturschutzseite übernimmt, der die Zerstörung der architektonischen und natürlichen Elemente vorsieht, der keinerlei innovativen Ansätze aufweist.
An diesem Plan, mit lediglich leichten Änderungen, hält die Agora fest, obwohl die LNVL seit zwei Jahren darauf hinweist, dass dadurch gesetzlich geschützte Biotope zerstört und die vom Regierungsrat 2003 beschlossene Renaturierung auf 7,6 ha nicht durchführbar ist. Diese Haltung einer Entwicklungsgesellschaft kann man nur als skandalös bezeichnen, insbesondere angesichts der Tatsache, dass der Staat zur Hälfte an der Gesellschaft beteiligt ist.
Nach Darstellung der Agora „wurde die Grenze der Zone artisanale, tertiaire, commerciale et récréative [...] zusammen mit diesen [den Naturschutzverbänden] in der jetzigen Fassung definiert.“ Wir weisen diese Darstellung ausdrücklich zurück.
Die Details der Planung zeigen weitere „Besonderheiten“.
Naturschutzgebiet
Die Planung sieht angeblich die Vergrößerung des Naturschutzgebiets auf der Fonderie vor. In Wirklichkeit wird das bisher geschützte Gebiet verkleinert; Pläne für eine wirkliche, sinnvolle Vergrößerung wurden nicht angenommen.
Die angebliche Vergößerung des Naturschutzgebiets besteht im Umtaufen der vorigen „zone rurale“ an der Korn in „réserve naturelle“. Es wird also kein Bauland an die Grünzone abgetreten. Feuchtbereiche werden zerstört, (möglicherweise belastete) Aufschüttungen hingegen als schützenswert hingestellt! Die LNVL sieht in dieser Vorgehensweise reine Augenwischerei.
EU-Datenzentrum:
Ein EU-Datenzentrum soll auf der Fonderie errichtet werden. Ein Prestigeprojekt, das auch von der LNVL begrüßt wird und das einen würdigen Rahmen verdient. Gerade hier sollten deshalb EU-Direktiven vorbildich umgesetzt werden...
EU-Umweltverträglichkeitsprüfung:
2004 reichte die Agora das Dossier zur Umweltverträglichkeitsuntersuchung ein. Erstaunlicherweise scheinen die Zerstörung von Feuchtgebieten und Baumgruppen kaum negative Auswirkungen auf Natur und Landschaftsbild zu haben.
Die LNVL schrieb dazu im September 2004 eine Stellungnahme. Auf eine Reaktion, gar eine Diskussion, warten wir bis heute vergebens.
Eine solche Umweltverträglichkeitsstudie ist dazu gedacht, eine Planung so zu orientieren, dass möglichst geringer Schaden an Natur, Landschaft und Umwelt geschieht. Falls jedoch die Pläne längst feststehen und nur eine Alibi-Prozedur durchgezogen wird, ist dies sicher nicht im Sinne der EU.
EU-Wasserrahmenrichtlinie:
Eine Genehmigung des Umweltministers zur Umklassierung des Areals fordert die Renaturierung der Korn in der vom Regierungsrat vorgesehenen Form (also auf 7,6 ha) innerhalb von drei Jahren. Im August 2003 hatte Innenminister Wolter den Aufkauf von „7,6 ha (moitié du terrain) pour la renaturation de la Chiers“ noch einmal betätigt. Die aktuelle Planung sieht diese Fläche –nach zwei Jahren! - nicht vor.
Nach der EU-Direktive müssen alle Gewäser bis 2015 in einem guten ökologischen (sprich: möglichst naturnahen) Zustand sein. Im Rahmen der Table ronde versprach Innenminister Halsdorf einen “guten ökologischen und chemischen Zustand“ auch für die Gewässer im Minett. Probleme scheint der hohe Kostenpunkt zu bereiten. Für Renaturierungen im Bereich der früheren Eisenindustrie müssen oft meterhohe Aufschüttungen beseitigt werden.
Die LNVL ist der Meinung, dass es sich hier um die Entsorgung von Altlasten handelt, deren Kosten nicht dem Budget für Renaturierungen zugerechnet werden dürfen um deren Realisierung in Frage zu stellen. Gerade im Süden, wo ein Drittel der Bevölkerung Luxemburgs zwischen Verkehr, Industrie und Deponien (über)lebt, darf Naturschutz nicht aus reinen Kostengründen entfallen.
Sensibilisierung
Die LNVL sah eine Restaurierung und Nutzung der alten Industriegebäude vor, u. a. als regionales, wenn möglich überregionales Visiting-Center in der Vallée de la Chiers. Als Ausgleich für den Abriss aller, auch gut erhaltener kleiner Gebäude plante die Agora ein neu zu bauendes Visiting-Center am Ufer der Korn. Auch dieses Zentrum für Kultur, Tourismus und Naturschutz war im August 2003 von Innenminister Wolter bestätigt woden – und ist inzwischen ganz aus der Planung verschwunden.
Vertreter der drei Korntal-Sektionen reichten Vorschläge ein mit besonderem Gewicht auf Renaturierungen, Feuchtgebieten und Landschaft. Ob unsere Vorschläge in irgendeiner Weise berücksichtigt wurden, ist uns nicht bekannt.
- Raumnutzungskonzept Kordall:
Dagegen hat sich herausgestellt, dass auch hier wieder mit vollendeten Tatsachen gearbeitet wurde: Während beispielsweise eine erste Version des Konzepts für die Fonderie eine Ausweitung der Feuchtbereiche forderte, wurde kurz vor den letzten Parlamentswahlen der Öffentlichkeit eine Version vorgestellt, welche die Planung der Agora übernommen hatte und die Zerstörung von Feuchtbereichen bedeutet.
Das bei dieser Veranstaltung gegebene Versprechen, die Bevölkerung in die Planungen einzubeziehen, wurde bis jetzt nicht eingehalten. Mehrere Hinweise des Innenministers auf das Raumnutzungkonzept während unsererTable deuten darauf hin, dass das Projekt inzwischen fertiggestellt wurde ohne die Zivilgesellschaft einzubinden.
Bilanz nach fünf Jahren: mehr als ernüchternd
Positive Entwicklungen:
Im Minett ist eine neue Dynamik entstanden, regionale Initiativen wurden gestartet, neue Formen der Zusammenarbeit erfolgreich erprobt, das Bewusstsein gestärkt für die Besonderheiten der Region und für Gemeinsamkeiten, die Basis geschaffen für ein Miteinander von Kultur, Natur, Wohnen, Arbeiten, Freizeit ….
Eine bessere Lebensqualität schien greifbar.
Aber keine Resultate
Dagegen steht die Liste nicht eingehaltener Versprechen. Viel Zeit, Energie und Geld wurde in Studien, Planungen. Konferenzen, Vorträge, Führungen investiert; konkrete nachhaltige Projekte jedoch nicht umgesetzt. Nach wie vor zählt das Prinzip einer kurzfristigen Wirtschaftlichkeit, das dem der Nachhaltigkeit diametral entgegensteht: Nachhaltigkeit ist die gleichberechtigte Berücksichtigung der drei Säulen Wirtschaft, Soziales und Umwelt.
Im Süden, der als Ideenkiste für Luxemburg funktionieren sollte, ist es bis heute bei Ideen geblieben.
Auffallend ist vor allem die inkohärente Vorgehensweise:
Es muss also festgestellt werden, dass Absichtserklärungen und Wirklichkeit weit auseinander klaffen und ein enormes Entwicklungspotential nicht genutzt wird.
- Ein „Fonds Belval“ wird eingesetzt, ein „Fonds Régional“, Bedingung für eine gerechte Aufteilung der Gelder, besteht heute immer noch nicht
- PRO-SUD ist es nach einem viel versprechenden Start bis jetzt nicht gelungen, seiner Rolle als Motor und Denkzentrum der Region gerecht zu werden
- Auf der Fonderie zeigt sich der Widerspruch zwischen Aussagen und Image der Agora als Ideengeber einerseits und deren rein ökonomisch orientierter Vorgehensweise bei der realen Planung andererseits.
- Im Raumnutzungskonzept Kordall sollten Planungen koordiniert werden, Agora plant weiter in Eigenregie
- Eine weitere Bauschuttdeponie in Sanem wird beschlossen, obwohl kein Gesamtplan für das 150 ha grosse Areal „Crassier Differdange“ vorliegt.
- SAUL produziert eine aufwändige Karte der „Stadtlandschaften“, eine gute Promotion, doch reelle Umsetzungen im Landschaftsschutz sind nicht programmiert.
Fehler in der Landschaftsplanung werden fortgeschrieben, EU-Direktiven nicht respektiert. Die versprochene Bürgerbeteiligung findet entweder nicht statt oder wird zur Alibi-Handlung degradiert.
Die LNVL fordert :
Dies bedeutet
- die Umsetzung des Prinzips der Nachhaltigkeit und der EU-Direktiven in die Raum- und besonders in die Landschaftsplanung
- eine ernst gemeinte Einbindung der Öffentlichkeit, besonders von Umweltschutzverbänden und anderen Vereinigungen in die Planungen
auf regionaler Ebene:
- die Schaffung eines Fonds régional für die Umsetzung nachhaltiger Projekte im gesamten Süden
- eine genaue Beschreibung und Eingrenzung der Zuständigkeiten der verschiedenen Akteure (Agora, PRO-SUD, Gemeinden …)
- eine kohärente Politik für den Süden, vorrangig durch PRO-SUD mit der Schaffung einer Plattform für regelmäßigen Austausch zwischen den verschiedenen Bereichen der Zivilgesellscahft und eine laufende Evaluierung der Entwicklungen im Süden
- die Definition der Agora als wirkliche Entwicklungsgesellschaft, die nachhaltige Projekte verwirklicht
- die Rekonversion aller Industriebrachen, nicht nur Belval, nach den vom Innenmisister definierten Prinzipien und Zielen und konform zum Programme directeur
- ein Gesamtkonzept für die Renaturierung der Fließgewässer mit ihren Auen und (potenziellen) Feuchtgebieten, das auch Siedlungs- und Gewerbezonen einschließt
auf nationaler Ebene:
- die Einbindung der Natur- und Umweltpolitik in alle Planungen im Sinne der EU-Umweltpolitik, mit oberster Priorität für die Landschaftsplanung
- die Eu-konforme Anwendung der Umweltverträglichkeitsprüfung
- die Einbindung der Zivilgesellschaft in die Entscheidungsprozesse
21. Juli 2005
Nouveaux concepts pour la protection des paysages Ce n'est pas depuis hier que les responsables nationaux se sentent concernés par l'aménagement du territoire, les approches plus concrètes ne démarrant que vers 1999. Le nouveau sursaut était dicté par l'augmentation incessante du nombre des résidents, la restructuration du tissu industriel et la pénurie de surfaces constructibles avec comme corollaire l'explosion des prix. La région sud avec ses problèmes et son potentiel était prédestinée à servir de terrain d'essai et de précurseur.
Développement durable ou illusion ?
un bilan du plan régional sud sur 5 ans
Après 5 années de collaboration à plusieurs projets, la Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga constate que les idées sont restées lettre morte à ce jour.
Les espoirs du sud
L'avènement de la réutilisation des friches industrielles à réveillé les espoirs les plus divers parmi tous les concernés. Les souhaits majeurs se résumaient dans une redynamisation de toutes les communes du sud, un mode de répartition plus juste des fonds d'investissement, une politique d'urbanisation plus humaine et une approche concertée dans les domaines culturels et environnementaux.
Le sud devait être considéré comme région et non comme un amalgame de communes et de groupes d'intérêt.
Faits majeurs
1999
- Le ministre de l'Aménagement du Territoire présente le « programme directeur national ». Nous citons l'introduction :
„Une des principales missions de l'aménagement du territoire consiste à coordonner les différentes demandes formulées en matière d'affectation des sols, compte tenu de ses propres objectifs et des politiques sectorielles“.
principe énoncé dans la déclaration du Ministère de l'Aménagement du Territoire (Programme directeur 1999)
Le « look » du sud devrait changer
- Le ministre de l'Intérieur Michel Wolter s'engage à faire émerger une nouvelle identité pour la région sud
- ORESUD est créé, avec mission de rassembler toutes les données disponibles sur la région sud
2000
- rapport du ministre de l'Intérieur sur le planning et l'approche concernant les friches industrielles
- création de la société de développement AGORA
2001
- masterplan Esch Belval
- Fonderie de Rodange : premières suggestions de la LNVL dans le sens d'une reconversion de type durable
2002
- Fonderie : démarrage des concertations
2003
- programme directeur : plan régional
- PRO-SUD
- Fonderie : décision du gouvernement pour acquérir 7,6 ha destinés à la renaturation de la Chiers ; option pour la variante 1 comme base de la reconversion
2004
- Plan régional sud « nature et paysages » LNVL
- conférences sur l'avenir PRO-SUD
- le concept d'utilisation de l'espace en discussion
- le Ministère de l'Intérieur démarre le projet SAUL (Sustainable and Accessible Urban Landscapes), une promenade parmi les paysages urbains du sud
- Fonderie : reclassement du terrain ; évaluation des incidences sur l'environnement
2005
- conférence sur les paysages urbains de la région sud (SAUL) ;
contribution à la planification régionale innovative
- autorisation du ministre de l'Environnement pour un dépôt supplémentaire de déchets inertes sur le crassier de Differdange
-Fonderie : exigences environnementales
Initiatives et projets
La LNVL contribue d'une manière soutenue depuis 2001 aux projets de planification et de réorientation de l'espace et du paysage
Plan régional sud – nature et paysages : éloges, mais pas de concrétisation ?
Les sections sud de la LNVL présentaient leur vision de l'intégration entre développement spatial et protection de la nature et des paysages. Nous ignorons si les pouvoirs publics se limitent aux éloges ou tiennent compte des suggestions de ce document.
Conférences sur l'avenir de PRO-SUD : sans suite ?
Des représentants de la LNVL élaboraient, ensemble avec beaucoup d'autres représentants de divers secteurs, des idées et des propositions concrètes pour un sud plus vivable ; dans le domaine environnemental, un poste d'écologiste régional avait été préconisé. La matérialisation de telles propositions se fait attendre.
SAUL : limité à la planification
La réalisation du concept des paysages urbains et d'aménagements y relatifs restera lettre morte tant que des fonds ne seront dégagés.
Table ronde : à suivre
Les sections LNVL de Differdange, Pétange et Sanem organisaient en mars 2005 une table ronde sur l'utilisation de l'espace dans la vallée de la Chiers. Des thèmes comme la renaturation de la plaine de la Chiers, les friches industrielles, la nature en milieu urbain et les réseaux de verdure furent passés en revue. On attend de voir si les concepts et promesses exprimées par les responsables politiques présents vont se réaliser.
« La reconversion des friches industrielles dans le Sud du pays constitue une chance unique pour cette région, alors que l'importance des surfaces en jeu ainsi que leur localisation par rapport aux infrastructures existantes doit être mis à profit pour réorienter fondamentalement l'utilisation du sol dans cette région en vue de son développement durable compte tenu des dimensions économique, écologique et sociale de celui-ci.“
(extrait du rapport du ministre devant la chambre des députés, 31 mai 2000)
Rien que le cas de la vallée de la Chiers a montré dans les années récentes combien grand est le hiatus entre belles paroles et projets réels.
L'exemple de la vallée de la Chiers
Les sections LNVL de Differdange, Pétange et Sanem s'investissent pour une planification de type durable dans la vallée de la Chiers.
- Crassier de Differdange :
150 ha – quasiment la surface de l'état de Monaco – réservent énormément de possibilités pour une réelle revalorisation. Où est-ce qu'on peut s'attendre à un espace permettant de se fondre dans le paysage environnant, de relier à nouveau des localités, de faire coexister idéalement la nature, la culture, les loisirs, l'habitat et le travail ?
Les anciens atlas montrent le bois de Woivre sur une hauteur, qui tombe vers la plaine alluviale de la Chiers. La reconversion devrait permettre la renaturation de la Chiers, d'étangs et de zones humides et l'enchaînement des biotopes. Une planification adéquate devrait réussir à reconstituer l'ancien paysage avec sa juxtaposition des éléments écologiques et économiques, p.ex. en déversant des quantités de déchets inertes et en reboisant ces pentes ;
Malgré l'intervention répétitive de la LNVL pour la protection de zones et bâtiments d'intérêt et la déclinaison d'approches de renaturation, elle n'a été, à ce jour, intégrée aux planifications ; la planification se fait pour le moment à huis clos. Nous craignons retrouver dans cet espace des surfaces géantes et rectilignes afin d'être prêtes pour l'installation de grands hangars industriels, sans égards pour le paysage, la nature et la qualité de vie des habitants.
- Fonderie Haute Saule Rodange :
Ce projet illustre le hiatus entre exigence et réalité, entre show et dialogue sincère.
La LNVL s'est investie dans plusieurs réunions de coordination ave la commune et Agora pour une reconversion conçue pour intégrer protection de la nature, culture et espaces utilitaires afin de servir comme projet pilote pour un concept de développement durable dans des zones industrielles.
En juin 2003 nous avons été confrontés à une politique de faits accomplis consistant dans un plan n'ayant retenu aucune suggestion des protecteurs de la nature, prévoyant la destruction d'éléments architectoniques et naturels et dénué d'approches innovatives.
Agora maintient ce plan, avec des modifications mineures, malgré que la LNVL attire l'attention depuis deux ans sur la destruction de biotopes protégés et l'impossibilité de renaturation de la Chiers sur les 7,6 ha décidés par le Conseil de Gouvernement en 2003. Ce comportement d'une société de développement est à considérer comme scandaleux, à fortiori parce que l'Etat est impliqué à 50% à cette société.
Selon l'explication d'Agora „wurde die Grenze der Zone artisanale, tertiaire, commerciale et récréative [...] zusammen mit diesen [les sociétés de protection de la nature] in der jetzigen Fassung definiert.“ Nous rejetons explicitement le contenu de cette déclaration.
Ces plans montrent quelques « particularités » supplémentaires dans le détail.
Zone de protection de la nature
Le plan prévoit apparemment l'agrandissement de la zone de protection de la Fonderie. En réalité, la zone de protection actuelle est rétrécie ; une révision pour un agrandissement réaliste n'a pas été acceptée.
L'extension supposée de la zone de protection consistait à échanger l'étiquette de la « zone rurale » près de la Chiers en « réserve naturelle ». Aucun terrain constructible n'est ajouté dans la zone verte. Des zones humides sont détruites, des décharges (potentiellement contaminées) sont protégées ! La LNVL considère cette approche comme du tape à l'œil.
Centre informatique de l'UE :
La Fonderie doit héberger un centre informatique. Un projet de prestige, qui est souhaité aussi par la LNVL, mérite un cadre adéquat. Ceci implique une mise en œuvre exemplaire des directives de l'UE
Evaluation des incidences sur l'environnement (UE)
Agora a soumis son dossier d'agréation en 2004. Le résultat laisse perplexe, car la destruction de zones humides et de groupes d'arbres ne semble pas avoir d'impact sur la nature et l'aspect du paysage.
La LNVL a pris position à ce sujet en septembre 2004. Une réponse ne nous est pas parvenue à ce jour.
Rappelons que le but de telles études d'impact consiste à aiguiller la planification de manière à minimiser l'impact négatif sur l'écologie et le paysage. Si – face aux plans existant depuis longtemps – on trouve une procédure alibi, on est loin de l'esprit de l'UE.
Directive cadre de l'eau (UE)
L'autorisation de reclassement de la zone par le ministre de l'Environnement exige la renaturation de la Chiers dans la forme prévue par le Conseil de Gouvernement (c. à d. 7,6 ha) endéans trois ans. Le ministre de l'Intérieur Wolter a confirmé en août 2003 l'achat de „7,6 ha (moitié du terrain) pour la renaturation de la Chiers“. Deux ans plus tard, le plan actuel ne prévoit toujours pas cette surface.
Selon la directive de l'UE toutes les eaux doivent être dans un bon état écologique (donc proches de l'état naturel) pour 2015. Au cours d'une table ronde le ministre de l'Intérieur Halsdorf a promis un « bon état chimique et écologique » pour les eaux du Minett. Les coûts élevés semblent être dissuasifs. La renaturation sur les terrains de l'ancienne industrie métallurgique exige souvent un déblayage important.
La LNVL est d'avis que des coûts de décontamination ne peuvent être inclus dans les budgets de la renaturation et ainsi hypothéquer leur réalisation. Justement dans le sud, où le tiers de notre population (sur)vit parmi le trafic, les industries et les dépotoirs, la protection de la nature ne doit pas devenir impossible pour des raisons financières.
Sensibilisation :
La LNVL suggérait une restauration et utilisation des vieux bâtiments industriels, e. a. pour un visiting center régional, et peut-être même pour la grande région, dans la vallée de la Chiers. En substitution de la démolition de tous les bâtiments, inclusivement de petits bâtiments encore en bon état, Agora prévoyait un nouveau Cisiting Center près de la Chiers. Ce centre pour la culture, le tourisme et la protection de la nature a été confirmé par le ministre de l'Intérieur Wolter en août 2003, mais ne fait plus partie des plans actuels.
Les représentants des trois sections de la LNVL de la vallée de la Chiers ont élaboré des propositions axées spécialement sur la renaturation, les zones humides, le paysage, mais aussi des éléments culturels. Nous ignorons si nos propositions ont été considérées d'une utilité quelconque.
- Concept de développement spatial de la vallée de la Chiers
Cependant, il s'est avéré que la pratique des faits accomplis est de mise également ici. Une première version du concept exigeait une extension des zones humides de la Fonderie, tandis que la version présentée en public juste avant les élections parlementaires se réduisait au plan préconisé par Agora impliquant la destruction de zones humides.
La promesse entendue lors de cette présentation garantissait l'implication des citoyens dans la planification, mais n'a pas eu de suite. Certaines allusions du ministre de l'Intérieur sur ce document durant notre table ronde nous laissent supposer que le projet est finalisé sans inclure la société civile.
Bilan après cinq années : très dégrisant
Développements positifs ...
Une nouvelle dynamique a pris pied dans le Minett, des initiatives régionales ont démarré, des formes nouvelles de collaboration se sont établies, la prise de conscience des particularités de la région et du patrimoine commun, la création d'une base de compréhension pour coordonner les activités culturelles, écologiques, domestiques, professionnelles et de loisir …
L'amélioration de la qualité de vie semblait être à portée.
...mais sans résultats
Les promesses non tenues ont des effets négatifs. Le temps, l'énergie et les finances investis dans les études, plans, conférences et visites n'a pas de retombées du côté de projets concrets à effet durable. L'approche d'un rendement économique à court terme prime toujours, ce qui est diamétralement opposé au concept du développement durable, car ce concept exige une parité entre les domaines économiques, sociaux et écologiques.
Le sud, qui aurait dû être un précurseur en la matière, n'a pas pu dépasser le stade des idées.
C'est l'incohérence de l'approche qui frappe le plus :
- On crée un Fonds Belval, mais un fonds régional n'existe toujours pas, et il serait le seul à permettre une répartition correcte des fonds.
- PRO-SUD n'a pas réussi à dépasser sensiblement une phase de démarrage réussie, et est incapable de se hisser au rang de moteur du développement de la région.
- La Fonderie de Rodange est l'exemple même du divorce entre les intentions d'Agora en tant que catalyseur potentiel et ses approches se limitant dans la réalité aux aspects économiques
- Le concept du développement spatial de la vallée de la Chiers devait permettre de coordonner les planifications. Agora continue à faire ses propres plans.
- Une décharge de déchets inertes est autorisée à Sanem, tandis qu'il n'existe pas de plan global pour le site de 150 ha du crassier de Differdange.
- SAUL produit une carte sur les paysages urbains, ce qui représente une bonne promotion, mais des retombées réelles ne sont pas prévues.
Les déclarations d'intention sont donc très distantes de la réalité et le grand potentiel de développement reste inutilisé.
Les erreurs de planification se perpétuent, et des directives européennes sont ignorées. La participation des citoyens ne se fait pas comme promise ou alors est utilisée comme une contribution alibi.
Les revendications de la LNVL :
- L'intégration du principe du développement durable et des directives de l'UE dans la planification spatiale et paysagère
- Une intégration sincère des citoyens, surtout des milieux de protection de la nature et autres organisations dans les planifications
Ceci implique
Sur le plan régional :
- La création d'un fonds régional pour la réalisation de projets de développement durable dans la région sud
- Une attribution de compétences précise aux divers acteurs (Agora, PRO-SUD, communes …)
- Une politique cohérente pour le sud, essentiellement par PRO-SUD, moyennant entre autres une plate-forme destinée à des échanges réguliers entre les divers représentants de la société civile et à une évaluation permanente du développement dans le sud
- La redéfinition d'Agora en tant que société réalisant des projets conformes aux principes du développement durable
- La reconversion de toutes les friches industrielles, et non seulement celle de Belval, selon les principes et buts définis par le ministre de l'Intérieur et conformément au Programme directeur
- Un concept global pour la renaturation des rivières et de leur environnement avec les zones humides (potentielles), incluant les zones bâties
- La concrétisation du cadre de référence de l'IVL pour la région sud et la
réalisation à court terme de projets modèles
Sur le plan national :
- L'intégration des aspects écologiques de la politique dans toutes les planifications dans le sens de la politique de l'environnement de l'UE, la protection des espaces paysagers étant prioritaire
- Une certification de évaluation des incidences des projets conforme aux normes de l'UE
- L'intégration de la société civile dans les processus de décision
21.7.2005