Aus verschiedenen Veröffentlichungen
erfuhren die Leser unserer Zeitschrift, dass in den letzten Jahren manche
interessante
Vogelbeobachtungen im Schifflinger Brill gemacht wurden. Wir wollen
nun auch unsere Leser näher mit diesem kleinen Sumpfgebiet vertraut
machen, das eigentlich durch die Industrie geschaffen wurde. Um es gleich
zu sagen, der Schifflinger Brill ist in Bezug auf das Wasser- und Sumpfvogelleben
einzigartig für unser Land. (Vögel die früher nur sehr selten
bei uns beobachtet und als Ausnahmeerscheinung betrachtet wurden, kann
man dort antreffen).
Der Name "Brill", der für eine sumpfige Niederung oder einen
Teich in der Nähe einer Ortschaft angewandt wird, soll nach dem Dafürhalten
unserer Sprachwissenschaftler von dem Worte Brühl abgeleitet sein.
Der Schifflinger Brill liegt denn auch nahe der Ortschaft Schifflingen,
an dem Wege der von der Schifflinger Kirche zum Dumontshof hinführt.
Wenn man die Brücke über die Alzette passiert hat, liegt links
das Sumpfgelände, das über 500 m lang ist, an der Strasse im
unteren Teil 130 m und am oberen Ende gut 200 m Breite aufweist; also etwa
8 ha groß ist. Früher war das ein fruchtbares Wiesengelände
und es stehen noch heute an einer Stelle im Kolbenschilf die Eisenpfähle
einer Viehpferchenumzäunung. Wie verlautet, versumpfte dieser Wiesengrund
als der Eisenbahndamm vom Hochofenwerk Arbed Schifflingen zum Zementwerk
und eine niedrige Schlackenhalde daselbst entstanden. Die Abwässer
des Zementwerkes, die hineingeleitet wurden, besorgten den Rest. Am oberen
Ende ist jedoch noch zur Schifflinger Seite hin eine kleine Fläche
guten Wiesenlandes sowie auch auf der Längsseite gegen Norden ein
Streifen.
Die Vegetation besteht hauptsächlich aus Kolbenschilf (Typha),
das an den mit Wasser überschwemmten Stellen wächst. Dann findet
man bestimmte Flächen, die mit Riedgras (Scirpus) bestanden sind oder
auch mit Binsen (Juncus); ferner findet man an verschiedenen Stellen das
kleine Schilfrohr und an einer Stelle in der Mitte das Große Schilfrohr
(Phragmites). Schachtelhalm (Equisetum), Wiesenkönigin (Spirea ulmaria),
Wasserschwertlilie (Iris), Geflecktes Knabenkraut (Orchis maculata), Wasserdost
(Eupatoria cannabinum) und Weidenröschen (Epilobium) fehlen auch nicht.
Bevor im Frühjahr all diese Pflanzen zu sprossen anfangen, liegt der
Sumpf noch grau da und nur das Kolbenschilf streckt seine oft von Insekten
durchlöcherten, vorjährigen Stengel mit den Kolben hoch. Alles
andere Gewächs liegt von den Herbst- und Winterstürmen danieder
und man kann dann von der Promenade, die am Bahndamm vorbeigeht, die alten,
verrosteten Eisenpfosten der früheren Viehpferche sehen. Zu dieser
Zeit hat sich der Zaunkönig den Sumpf als Revier ausgesucht. Er huscht
durch das vermoderte Pflanzengewirr und taucht nur von Zeit zu Zeit daraus
hervor. |