DIE FLURBEREINIGUNG
Für die Natur eher Fluch als
Segen
Vorbemerkungen zur Flurbereinigung
Jahrhundertelange Erbteilungen zersplitterten
die landwirtschaftlich genutzten Flächen in kleinste Parzellen. Ein
"modern" und auf niedrige Kosten ausgerichteter Betrieb läßt
dies nicht mehr zu. Inzwischen sind in Luxemburg in der Landwirtschaft
7.518 Hektar flurbereinigt; in Vorbereitung befinden sich zwei Projekte
mit 1.450 Hektar. Das sind ungefähr 7% der landwirtschaftlich genutzten
Flächen in Luxemburg. Die Felderzusammenlegung verteilt den ländlichen
Grundbesitz neu. Sie verringert die Feldstückzahl und strebt große
zusammenhängende Parzellen an, mit Zugang zu gutausgebauten Wegen,
und soll die Rationalisierung und Investierung der Landwirtschaft fordern.
Die britische Naturschutzbehörde aber hat ausgerechnet, daß,
wenn die Landwirtschaft voll modernisiert würde, 80% aller Vogelarten
und 95% aller Schmetterlingsarten aussterben würden. Im Normalfall
gibt es noch Tümpel oder ein Stück Brachland, Paradiese für
Tiere und Insekten. Bei der Felderzusammenlegung aber macht man sich über
jeden Quadratmeter Boden Gedanken, wie man ihn am besten wirtschaftlich
nutzen kann. Die Tümpel werden zugeschüttet, das Stück Brachland
muß jetzt beackert werden, die Landschaft ist wieder um ein Stück
Natur ärmer geworden, Tiere und Pflanzen haben einen weiteren Lebensraum
verloren. Hecken werden gerodet, Wasserläufe zubetoniert, Sümpfe
drainiert, damit die problematische und teure Überschußproduktion
der Europäischen Gemeinschaft noch größer wird. Die Flurbereinigung
ist sicher eine wesentliche Ursache für den Rückgang der Artenvielfalt
durch Landwirtschaftsmaßnahmen. In dem folgenden Beitrag wollen wir
die Naturzerstörung durch die Landwirtschaft im allgemeinen und durch
die Flurbereinigung im besonderen etwas näher beleuchten.
Die Zerstörung der Hecken
Heckenfreie Agrarsteppen, über
deren Äcker im Winter der Wind den für den Ackerbau lebenswichtigen
Mutterboden tonnenweise davonträgt, wer kennt nicht solche Bilder
in unseren mitteleuropäischen Landschaften, und wer bringt sie nicht
sogleich mit den
Begriffen Flurbereinigung oder Felderzusammenlegung
in Verbindung? Obschon entsprechende Studien (ökologisches Inventar
vor und nach einer Flurbereinigung) bisher bei uns fehlen, beweisen zahlreiche
Untersuchungen aus dem Ausland zweifelsfrei, daß Flurbereinigungsverfahren
in entscheidendem Maße verantwortlich sind für den alarmierenden
Rückgang vieler Tier- und Pflanzenarten. Heckenrodungen spielen hierbei
eine wesentliche Rolle. Ehrlichkeitshalber muß man jedoch zugestehen,
daß in Luxemburg in den meisten Gebieten, in welchen bis jetzt Flurbereinigungen
stattfanden, eine große Anzahl von Hecken bereits vor der Felderzusammenlegung
verschwunden waren, durch die Flurbereinigung also nur noch verschiedene
Restbestände gerodet wurden. Im Flurbereinigungsprojekt Hagen - Kleinbettingen
- Grass jedoch wurden die zahlreichen Beteuerungen aus dem Landwirtschaftsministerium,
die Belange des Naturschutzes würden "soweit wie möglich" berücksichtigt,
Lügen gestraft. Mehrere hundert Meter der äußerst wertvollen
Attertlinienhecken wurden gefällt. Obschon Hecken heute keine wirtschaftliche
Nutzfunktion mehr haben, ist es unbegreiflich, daß Landwirte und
die Flurbereinigungsbehörde der Hecke die nicht zu unterschätzende
Bedeutung im Gesamthaushalt der Natur und im landschaftsästhetischen
Bereich absprechen.
Funktion einer Hecke:
1) Windschutz
Der windgeschützte Bereich
gewährleistet eine Klimaverbesserung (Frostschutz, ausgeglichenere
Temperatur, höhere Bodenfeuchte, geringere Oberflächenverdunstung)
und steigert die Felderträge.
2) Luftfilter und Schalldämpfer
Hecken haben die Eigenschaft Staub
und giftige Gase zurückzuhalten. Sie wirken auch als Schutzfilter
gegen Lärm.
3) Erosionsschutz
Hecken bieten den besten Schutz
vor Verwehung und Wegspülen der Ackerkrume durch Wind und Regen.
4) Lebensraum für Pflanzen
und Tiere
Viele Tierarten finden in den Hecken
Unterschlupf und Brutmöglichkeiten. Viele nützliche Insekten
(wie Schlupfwespen u.a.) finden in Hecken günstige Lebensbedingungen.
Auch ist in den Hecken der Tisch für Wild, Vögel, Reptilien und
Insekten meistens reichlich gedeckt. Außerdem bietet die Hecke dem
Weidevieh Schutz vor Sonne und Regen.
5) Stabilisierung des ökologischen
Gleichgewichts
Eine Vielzahl von Tierarten verhindern
einen übermäßigen Schädlingsbefall in der Umgebung
der Hecke. So kommen Feldmausplagen nur in reinen Ackerlandschaften zum
Tragen, nicht aber in Heckenlandschaften.
6) Grundstückabgrenzung
7) Optische Bereicherung der
Landschaft
Den vielen Vorteilen stehen nur geringfügige Nachteile gegenüber wie Schattenwurf und Übertragen von Pilzkrankheiten. Neuanpflanzungen können eine ausgeräumte Landschaft wieder beleben. Folgende Punkte sollten jedoch Beachtung finden: Im Rahmen von Flurbereinigungsprojekten sollte von Fachleuten ein Flurplan erstellt werden, wo Neuanpflanzungen an geeigneten Stellen eingeplant sind. Neuanpflanzungen und bestehende Hecken sollen in der Landschaft miteinander verbunden werden, wobei das Netz eine Maschenweite von 300-400 m haben darf. Ohne Verbindung können die kleineren Tiere die Entfernung zwischen den einzelnen Hecken nicht überbrücken. Isolierte Tierbestände aber sind bereits gefährdete Populationen. Hecken (wenigstens 5-6 m breit) sollen, ähnlich wie Wege und Bäche, bei den Flurbereinigungsverfahren aus der landwirtschaftlichen Nutzungsfläche herausgenommen werden, mit einer eigenen Katasternummer versehen und der Gemeinde als Eigentum übertragen werden. Um eine artenreiche Hecke zu erhalten, soll die Pflege der Hecken den Gemeinden und den zuständigen Verwaltungen übertragen werden. Um Hecken verhältnismäßig leicht und kostengünstig zu unterhalten, könnte eine hydraulische Schneidemaschine, die sich an den meisten gängigen Traktoren anbringen läßt, angeschafft werden. Eingriffe in Gehölzbestände (Wurzeln werden mit dem Pflug beschädigt, Blätter werden mit Herbiziden bespritzt usw.) sollen durch die zuständigen Behörden besser überwacht und strenger geahndet werden.
Die Zerstörung der Fließgewässer
Flüsse und Bäche mit ihren
Uferzonen bilden vielfältige Ökosysteme. Sie sind Lebensraum
für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Da es zunehmend schwieriger
wird, sauberes Trinkwasser zu erhalten, ist es wichtig, daß oberirdische
Fließgewässer das Wasser lange im Lande halten und durch Selbstreinigungsvorgänge
einen erheblichen Beitrag zum Schutz der Gewässer vor Verunreinigung
leisten. Früher wurde der Lauf der Flüsse und Bäche von
Auwäldern begleitet. Zahllose Bäume und Sträucher, die den
Abfluß des Wassers verzögerten, umsäumten den Bach. Bei
schweren Regenfällen stieg das Wasser nur langsam und bei Trockenheit
gab der Auwald das Wasser nur langsam ab. Durch die Vernichtung der ursprünglichen
Vegetation am Rande der Bäche und Flüsse konnte das Wasser jetzt
die Ufer angreifen und zerstören. Mit Begradigungen wollte man diese
Übel beheben und zusätzlich auch noch Überschwemmungsgebiete
trockenlegen. Die Begradigungen hatten aber verheerende Folgen:
Ungehindert schießt das Hochwasser zu Tal, verursacht unter Umständen
verheerende Überschwemmungen, transportiert Sand, Steine und
Schlamm vom Boden des Gewässers abwärts, und der Fluß gräbt
sich tiefer ein. Ein Absinken des Grundwasserspiegels ist vorprogrammiert.
Es gibt leider noch immer "Ignoranten", die die Bachbegradigungen und Drainagearbeiten
als Allheilmittel preisen, obschon sie deren überwiegend negative
Folgen kennen. Auch bei Flurbereinigungen werden gelegentlich schlängelnde
Bachläufe begradigt und die Ufervegetation abgeholzt. Die Verrohrung
der Bäche muß als schlimmster Eingriff gelten. Der Bach hat
dann keine Verbindung mehr mit dem Bodenwasser und verliert seine Selbstreinigungskraft.
Man kann ihn jetzt nur noch als tote Abflußrinne bezeichnen. Viele
Pflanzen und Tiere verlieren ihre Lebensräume. Durch teure Verfahren
muß man das Trinkwasser aufbereiten, anstatt es soweit wie möglich
der Selbstreinigungskraft von naturbelassenen Bächen und Flüssen
mit reichhaltiger Ufervegetation zu überlassen.
Die Zerstörung von Feuchtwiesen
Viele Feuchtgebiete sind bereits
der Entwässerung durch Drainage zum Opfer gefallen. Hauptgrund ist
die Gewinnung von zusätzlichem Acker- und Weideland. Unterirdische
Wasserleitungen, die aus Saugern und Sammlern bestehen, werden angelegt.
Die Sauger nehmen alles überschüssige Wasser aus dem Boden und
leiten es den Sammlern zu. Von hier gelangt das Wasser in die Vorfluter
(Bäche). Weil gleichzeitig eine Auflockerung des Bodens stattfindet,
dringt der Regen wesentlich schneller ein. Folge einer Drainage ist bessere
Bodenbelüftung und bei vielen Böden ein besserer Wärmeaustausch,
was eine schnellere Zersetzung der Vegetationsrückstände zur
Folge hat. Der Boden wird strukturell verbessert und für die Landwirtschaft
nutzbar gemacht. Drainage-rohre werden meistens für Wiesen 40-60 cm
tief und für Ackerland bis über 100 cm tief verlegt. Feuchtwiesen
und Tümpel verschwinden, die auf derartige Lebensräume angewiesenen
Pflanzen- und Tierarten, haben wieder einmal das Nachsehen. Die so gewonnenen
Ackerflächen brauchen, bedingt durch verschiedene Ursachen, höhere
Düngerabgaben als Mineralböden. Auch findet eine schnellere Austrocknung
auf dem drainierten Moorboden statt, da das Wasser vom Sauger sofort abtransportiert
wird. Der Grundwasserspiegel kann somit nicht erhöht werden. Es kommt
oft vor, daß nach einer gewissen Zeit Sammler und Sauger verstopfen
und die Drainage-rohre oft in noch größerer Tiefe angelegt werden
müssen. Nicht nur, daß die Entwässerung durch Drainage
immer seltenere Naturlandschaften zerstört, man muß sich auch
fragen, ob sich der Aufwand an Steuergeldern im Verhältnis zur Rentabilität
dieser neu gewonnenen Ackerflächen lohnt. Unbegreiflich ist deshalb
die Tatsache, daß im Flurbereinigungsprojekt Heinerscheid das Quellen-
und Feuchtgebiet "Irich" in den Flurbereinigungsperimeter aufgenommen wurde.
Dieses einzige größere Sumpfgebiet in der Gemeinde Heinerscheid
scheint somit das Los der Zerstörung mit allen Feuchtwiesen der vorangegangenen
Flurbereinigungsprojekte Lieler, Hüpperdingen, Grindhausen usw. zu
teilen. Entwässerung durch Drainage von Feuchtgebieten soll nicht
mehr durchgeführt werden, weil zusätzlicher Landgewinn die
teure Überschußproduktion der Landwirtschaft in der E.G. noch
weiter ansteigen läßt und diese in absehbarer Zeit nicht mehr
finanzierbar ist.
Die Vernichtung von Kleingewässern
Unter "Kleingewässer" werden
hier Teiche, Tümpel und Weiher zusammengefaßt.
Die Kleingewässervernichtung
beginnt meist damit, daß das Gewässer als Müllkippe mißbraucht
oder mit Bauschutt aufgefüllt wird; das Absinken des Grundwasserspiegels
legt Teiche und Weiher trocken. Auch die Intensivtierhaltung wirkt sich
negativ aus. Da der Viehbestand der verfügbaren Ackerfläche nicht
mehr angepaßt ist, weiß mancher Bauer nicht mehr, wohin mit
den Riesenmengen Gülle (Flüssigmist). Einige Bauern überdüngen
ihre zu kleinen Felder, andere kippen die Gülle einfach ins Gewässer.
Dadurch werden Tümpel, Weiher, aber auch das Grundwasser
mit Nitraten verseucht. Für die meisten Amphibienarten, die saubere
Gewässer benötigen, um sich fortpflanzen zu können, werden
so die Teiche, Weiher und Tümpel unbewohnbar gemacht. Eingeschwemmte
Düngemittel treiben das Wachstum der Wasserpflanzen im übrigen
so stark an, daß kleine Tümpel völlig zuwachsen und für
manche Tierarten als Lebensraum ausfallen. Im Rahmen einer Flurbereinigung
sollte die Neuschaffung von Gewässern an geeigneten Stellen
berücksichtigt werden. Ein breiter Übergangsstreifen von Ufergehölzen
zum offenen Feld mit Hochstämmen, hohen Büschen, niederen Sträuchern
und einer Wildkrautschicht schafft ökologische Nischen für Nützlinge
in der Landwirtschaft und schützt das Gewässer vor Verseuchung
durch Dünger und Pestizide.
Direkte Auswirkungen von Flurbereinigungen
auf Tiere und Pflanzen
Bei der Flurbereinigung werden Agrarflächen
so angelegt, daß sie mit großen, kostengünstig einsetzbaren
Maschinen bearbeitet werden können. Hecken, Bäume, Tümpel
usw. werden aus dieser Ursache als störend angesehen und folglich
zerstört. Gleichförmige Agrarlandschaften schaffen aber
gleichförmige Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen und lassen
ein stabiles ökologisches Gleichgewicht, wie es in abwechslungsreichen
Landschaften zu finden ist, nicht mehr zu. In diesen Agrarlandschaften
findet man relativ wenige Pflanzen- und Tierarten, die dann aber in großer
Individuenzahl auftreten, da sie auf intensiv genutzte Anbauflächen
spezialisiert sind. Manche Tiere (z.B. verschiedene Insektenarten) vermehren
sich infolge des großen Nahrungsangebots und des Fehlens an natürlichen
Feinden derart, daß sie großen wirtschaftlichen Schaden anrichten.
Chemische Mittel müssen dann her, um die "Schädlinge"
zu vernichten. Sie richten sich aber auch gegen andere Organismen, die
keinen wirtschaftlichen Schaden anrichten, oder sogar als Feinde der vermeintlichen
Schädlinge gelten. Viele Heilkräuter und so manches Wildgemüse,
die auf Ödland und Feldrainen ihren festen Standort hatten, sind verschwunden,
weil jeder Quadratmeter Boden in die Agrarlandschaft miteinbezogen wird.
Neben Neuanpflanzungen von Hecken, Anlegen von Tümpeln usw.,
sollen auch sogenannte "Ackerreservate" geschaffen werden. Diese
Äcker werden mit den heute üblichen Methoden bewirtschaftet,
jedoch unter Verzicht auf mineralische Dünger und Herbizide.
Die Ertragseinbußen sollten vom Staat vergütet werden.
Die biologische Landwirtschaft
stellt einen kleinen Lichtblick dar, denn nur sie kann zur Erhaltung der
Artenvielfalt beitragen und soll unbedingt unterstützt und gefordert
werden. Leider sind derartige Betriebe aber noch Mangelware.
Der Rückgang vieler Tier- und
Pflanzenarten unserer Feld-, Wiesen- und Weidenflur ist erschreckend. "Mit
welchem Recht", fragt daher Horst Stern, "klagen wir die romanischen Völker
des Tiermordes an! ... Es ist wahr, wir nehmen nicht die Schrotflinte,
wir nehmen den Bagger." Welche Flächen als Naturreservate bei verschiedenen
Felderzusammenlegungen ausgewiesen wurden, verdeutlicht nebenstehende Tabelle:
Projet | Superficie
ha |
Lieu-dit | Nature de la réserve | Réserves naturelles
Contenance ha |
% |
Biwer | 595 | 0 | 0 | ||
Wecker-Hagelsdorf | 500 | 0 | 0 | ||
Lieler | 439 | 0 | 0 | ||
Hupperdange-Grindhausen | 971 | 0 | 0 | ||
Tarchamps- Watrange | 738 | Képëch-Pamer | prairie humide | 3,58 + | |
Scheed-Brill | prairie humide | 4,38 + | 1,25 | ||
Hoirwis | prairie tourbeuse | 1,12 O | |||
Boudler-Brouch-Weydig | 621 | Burwis | prairie humide | 1,20 O | |
Burwis | prairie humide | 2,12 ++ | 1,22 | ||
Alpich | boisement | 4,20 ++ | |||
Oberdonven-Niederdonven- | 1435 | Op der Heed | terre à orchidées | 1,10 + | |
Machtum | Am Ga | prairie humide | 1,72 + | ||
divers lieux-dits | 19 îlots écologiques | 4,36 + | |||
Am Kundel | marnière avec étang | 2,52 ++ | |||
Hungerburg | boisement | 1,22 ++ | 1,03 | ||
Hungerburg | prairie humide | 0,18 ++ | |||
Steifland | marnière avec étang | 3,05 ++ | |||
divers lieux-dits | 3 terres vaines | 0,54 O | |||
Manternach-Lellig-Munschecker | 1456 | Faulbich | roseliere | 1,66 + | 0,11 |
Hagen-Kleinbettingen-Grass | 763 | 3 Brécken | terre vaine avec mares | 4,05 + | 0,53 |
Total: | 7518 | 37,15 | 0,49 |
Schlußbemerkungen
Die landwirtschaftliche Produktion übersteigt längst den Bedarf. Die Beseitigung der alljährlichen Überschüsse kostet Milliarden an EG-Geldern. In einem naturschonenden und marktgerechten Landbau wäre dieses Geld viel besser angelegt. Wachsen oder weichen heißt noch immer die Devise in der Landwirtschaft. Man soll allerdings nicht den Bauern an den Pranger stellen. Er ist nur ein Kind seiner Zeit. Hauptverantwortlich für die Tatsache, daß der Bauer meistens gegen seinen Willen zum ärgsten Feind der Landschaft wurde, sind die europäischen Planer und Behörden, die ihn zwingen, die Restnatur zu zerstören, um den Butterberg (um nur diesen zu nennen) noch größer anwachsen zu lassen. Betreiber der Flurbereinigung, die dem Landwirt natürlich auch Vorteile bringt, sind zudem nicht mehr allein die Bauern, sondern auch die Gemeinden, die mit Hilfe der Flurbereinigung ihr Wegenetz kostenlos instandsetzen. Daß ihr Wegenetz dadurch größer und damit kostspieliger wird, scheinen sie nicht zu wissen. So weiß man aber inzwischen, daß Wege entscheidende Trennbarrieren für Kleinsäuger und Arthropoden (z.B. Laufkäfer) darstellen. Daraus folgt, daß der landwirtschaftliche Wegebau zu einer alarmierenden Biotopisolierung und Verinselung der Landschaft führt. Die radikalsten Zeiten der Flurbereinigung sind freilich vorbei. Auch die Behörden haben dazugelernt. Obschon die Schaffung von Naturschutzflächen im Rahmen der Flurbereinigung zunehmen, betragen sie in den meisten Gebieten nicht mal 1 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. In der Land- und Forstwirtschaft muß aber wenigstens auf einem Zehntel der Fläche die Schaffung von "ökologischen Inseln" angestrebt werden, um annähernd ein Gleichgewicht der abbauenden und der aufbauenden Kräfte zu erreichen. Der Flurbereinigungsbehörde alle Schuld an den Naturzerstörungen, die im Rahmen einer Felderzusammenlegung anfallen, anzukreiden, wäre ungerecht, sind sie doch zu allererst gesetzlich verpflichtet, die Neueinteilung der Fluren in große, regelmäßig geformte Parzellen mit freiem Zugang zu gut ausgebauten Wegen zu bewerkstelligen. Vordringlich muß ein neues Flurbereinigungsgesetz her, das auch die Belange des Naturschutzes voll berücksichtigt.Quellen:
- Kéisecker, Zäitschrëft vum Mouvement Ecologique
- Natur, das Umweltmagazin
- Vogelschutz-Praxis von Norbert Jorek (Herbig-Verlag)
- Zeitschrift GEO (Verlag Grüner + Jahr A.G. & Co.)
- Rettet die Natur von Gunter Haaf
- Rettet die Vögel, Herausgeber Rudolf Schreiber (Herbig-Verlag)
- Rettet die Wildtiere, Herausgeber Rudolf Schreiber (Pro Natur-Verlag)
- Informationsmappe der ARD-Sendereihe Globus
- Die Flurbereinigung, Office National du Remembrement Luxembourg
- Rapport d'activité 1983-1984, Office National du Remembrement Luxembourg
- Flurbereinigung, Anspruch und Wirklichkeit von Jürgen Kellerhoff.Anschrift des Verfassers:
Marc Heinen, 30, rue du Canal, EttelbruckBildtexte:
Felderzusammenlegung bei Hüpperdingen-Grindhausen. Trostloser geht's nimmer!
Bild oben: Fast gänzlich ausgeräumte Landschaft.
Bild unten: So geht es auch. Befestigter Feldweg mit Baum- und Heckenstreifen sowie Feldrain.
Ein Bach wird radikal begradigt.
Solche Nasswiesen müssen unbedingt erhalten bleiben.
Mehr oder weniger naturnahe Landschaft im Syrtal.
Remarques au sujet du projet
de loi No 2278 portant réforme de la loi du 25 mai 1964 concernant
le remembrement des biens ruraux
Après l'étude attentive
du projet, la "Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga" constate que
le vote de cette loi telle qu'elle est décrite dans le projet aurait
pour conséquence un appauvrissement de 50 à 70% de la faune
et de la flore. Nous nous bornerons par la suite à relever nos revendications
essentielles quant à l'aspect fondamental que cette loi doit refléter.
Remarque :
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