Journal 10.8.2000
Naturschutzpolitik befindet sich laut LNVL momentan in einer Sackgasse 

St.- Gar nicht zufrieden zeigt sich die "Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga" (LNVL) mit der aktuellen Naturschutzpolitik der Regierung, die endgültig in eine Sackgasse hineingeraten sei, wie im Rahmen einer gestrigen Pressekonferenz vonseiten der LNVL-Verantwortlichen moniert wurde. So würde es der neuen Koalition nach einem Jahr Amtszeit noch immer an klaren Zielsetzungen fehlen. 

Das Bild unserer Landschaften sei heute wie in der Vergangenheit noch immer durch die Straßenbaupolitik definiert, die weiterhin die Lebensräume zerteile. Naturschutz werde weiterhin nur mit homöopathischer Dosis getätigt, anstatt einige Großprojekte voranzuteiben. Genannt wurden die Renaturierung der Alzette, das Ausweisen von Landschaftsschutzgebieten und das Anlegen von zwischenstädtischen Grüngürteln. Mit Ideenmangel könne sich diese Lethargie aber nicht erklären lassen, da bereits seit 1981 ein Konzept für die Ausweisung von Natur- und Landschaftsschutzgebieten vorliege, von dem erst zehn Prozent realisiert worden seien. 

LNVL für globales Verkehrskonzept 

Was nun die jüngsten Diskussionen um die Nordstraße anbelangt, so haben diese laut LNVL gezeigt, dass die getroffenen politischen Entscheidungen nicht ausreichend auf sachlichen Gutachten basieren würden, wie die veröffentlichten Studien der Bauverwaltung zeigen würden. Anstatt endlich ein globales Verkehrskonzept anzupeilen, werde wiederum nur an Teillösungen herumgebastelt. So sei es recht erstaunlich, dass der 1997 erstellte "Projet de Plan directeur" über die Umgehungsstraßen die nun vorgeschlagenen Umgehungen nicht einmal am Rande erwähne. 

Die LNVL fragt sich in diesem Zusammenhang, wie eine kohärente Landesplanung überhaupt möglich sein soll, wenn jede Regierung neue Varianten entwerfe. Besonders fraglich erscheine die Verknüpfung der Straßenbaupolitik mit dem Naturschutz. So wären die Erklärungen von Premier Juncker und Umweltminister Goerens zum Naturschutzgebiet im Mamertal zeitgleich mit der Ankündigung eines Straßenbauprojekts gekommen, das weitere Naturräume zerschneide und weitere Agrarflächen verschwinden lasse. 

Erstaunt zeigt sich die LNVL darüber, dass ein Gremium wie der Oberste Rat für Naturschutz (CSPN) nicht mit einem solch wichtigen Projekt wie der Neuorientierung im Mamertal befaßt worden sei. Auch auf Anfrage der LNVL, einige kritische Dossiers in Bezug auf zweifelhafte Genehmigungen im CSPN zu diskutieren, um anhand von solchen Beispielen zukünftig Fehlentscheidungen zu vermeiden, sei eine negative Antwort des Staatssekretärs gekommen. Unter diesen Umständen sei die LNVL nicht mehr gewillt, in einem solchen Gremium "Statist" zu spielen und eine "Alibi-Beratung" mitzutragen, weshalb es dann auch seine Mitarbeit im "Conseil Supérieur de la Protection de la Nature" suspendiert habe. Die LNVL sei nicht länger gewillt, weiterhin über Nachhaltigkeit und Naturschutzpolitik zu reden, wenn die täglichen Praktiken eine ganz andere Richtung einschlagen würden. 

Umweltminister bereit, Dialog mit LNVL weiterzuführen 

Von uns auf die gestrige Pressekonferenz der Luxemburger Natur- und Vogelschutzliga angesprochen, bekräftigte Umweltminister Charles Goerens seinen Willen, den Dialog mit der LNVL weiterführen zu wollen und über "alles" zu reden. Über den Rückzug der Naturschützer aus dem Obersten Rat für Naturschutz zeigte sich der Minister allerdings enttäuscht.