Pflegestation
für wilde Tiere in Düdelingen
Quarantäne
für Tiere - Sicherheitszone für Menschen
Vorkehrungen wegen
Vogelgrippegefahr müssen strengstens eingehalten werden
von Mil Biver, Fotos Pierre Matgé © 2006
Luxemburger Wort
Besonders
achtsam geht man zurzeit auf der Pflegestation
für wilde Tiere der „Lëtzebuerger Natur- a
Vulleschutzliga“ (LNVL) in
Düdelingen mit der drohenden Vogelgrippegefahr um. Tiere - sowohl
Säugetiere
als auch Gefieder - werden bei ihrer Einlieferung zuerst in
Quarantäne gesetzt
bevor sie in den Pflegebereich überwiesen werden. Für
Menschen, außer dem
Pflegepersonal, ist in einer speziellen Empfangshalle am Eingang zur
Station
bereits Schluss.
Vogelgrippe
ist zurzeit auch auf der LNVL-Pflegestation
für Wildtiere in Düdelingen Thema Nummer 1. Entgegen
früheren Gewohnheiten werden
die eingelieferten Tiere - Säugetiere und Gefieder - nicht mehr
direkt in den
Pflegebereich gebracht. Nach einer ersten Untersuchung werden sie
für einige
Tage in der Quarantänestation gepflegt. Danach werden sie dann
definitiv als
„normale“ Tiere behandelt.
Veterinärin
Dr. Laurence Reiners erklärte gegenüber dem
„Wort“: „In einer ersten Phase gelten diese
Vorschriften bis zum kommenden l.
April. Danach muss die Lage in Bezug auf die Vogelgrippe neu abgewogen
werden,
ehe dann andere Maßnahmen getroffen werden können. Mit
der Vogelgrippe ist
nicht zu spaßen“.
Keine Besucher zugelassen
Zurzeit ist sowieso keiner zum Spaßen auf der
Pflegestation in Düdelingen aufgelegt. Menschen, die
Vögel oder andere Tiere,
die in freier Wildbahn leben, anliefern, werden lediglich bis in
eine
improvisierte Empfangshalle, direkt am Haupteingang vorgelassen. Hier
ist dann
aber Schluss. Die Tiere werden wie zuvor registriert. Spezielle
Vorkommnisse
und Einzelheiten zum Fundort sowie der Zustand, wie das Tier gefunden
wurde,
notiert. Danach kommt nur noch das fünfköpfige
Pflegeteam in Spezialausrüstung
mit den Tieren in Kontakt.
Verständlich,
dass wegen der drohenden Vogelgrippegefahr
auch keine Besuche von Schulklassen auf der Station erlaubt sind.
Bis auf
weiteres müssen die Kinder und Jugendlichen auf die sonst sehr
beliebten Besuche
verzichten.
80 Prozent Gefieder
Zurzeit besteht der Patientenbestand zu 80 Prozent aus
gefiederten Tieren, hauptsächlich Bussarde, Eulen, Uhus,
Raben, Elstern,
Reiher und kleinere einheimische Vogelarten. Der Rest setzt sich
zusammen aus
unter anderem zwei Fledermäusen und etwa 70 Igeln.
Zum Bestand
gehören allerdings auch mehrere Hausenten,
zwei Schwäne, ein Schwarzstorch, die genau wie ein blinder Fuchs
aber fast allesamt
zum beständigen in der Station lebenden Inventar
gehören. Da die Wasservögel
zu den am meisten von der Vogelgrippe betroffenen Tiere
gehören, wird
versucht, Neuaufnahmen nur eingeschränkt vorzunehmen.
Dr. Laurence
Reiners zum Verdacht auf Vogelgrippe: „Bei
der Aufnahme wird zuerst untersucht, ob die gefiederten Tiere
keines der
Hauptsymptome - Durchfall oder urologische Probleme -
aufweisen. Abgemagert
sein ist von Vorteil für das Gefieder, dass es nicht an
Vogelgrippe, die
innerhalb weniger Stunden tödlich wirkt, erkrankt ist.
Besteht der geringste
Zweifel, muss das eingelieferte Tier leider eingeschläfert und
anschließend zur
Analyse ins nationale Labor gebracht werden. Ist dies der Fall,
rufen wir den
Zivilschutz an, der sich um den Rest kümmert. Unter dieselben
Vorschriften
fallen ebenfalls Tiere, die Während der Behandlung sterben. Auch
sie müssen
zwecks Analyse ins Labor."
Andere Sicherheitsmaßnahmen
Damit die Vogelgrippe nicht von außen in die Volieren
gelangen
kann, wurden weitere Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Die
Außenvolieren
wurden mit Plastikplanen abgedeckt und mit sehr engmaschigen
Netzen umgeben.
In dieser Hinsicht hat es laut Dr. Reiners viele Probleme wegen der
Schneemassen in den vergangenen Wochen gegeben. Durch die Last
sind
Verstrebungen gebrochen, so dass die Helfer sich nicht nur mit dem
Pflegen der
tierischen Patienten, sondern auch mit dem Wegräumen der
Schneemassen
beschäftigen mussten.
Die fünf
hauptamtlichen sowie die 15 freiwilligen Helfer
erhielten eine Spezialausbildung in Bezug auf die Hygiene vor und
nach dem
Umgang mit den verletzten Tieren sowie für Schutzkleidung -
einteilige Anzüge,
Masken, Handschuhe und Brillen. Dies nicht nur zum Schutz der Tiere,
sondern
auch zum eigenen.
Weniger Vögel als sonst
Die Frage, ob, seitdem die Gefahr der Vogelgrippe
bekannt ist, die Hilfsbereitschaft der Menschen gegenüber den
Tieren
nachgelassen hat, beantwortet die Tierärztin aus der
LNVL-Pflegestation mit
einem klaren „Ja". Zu einem gewissen Moment sei die
Aufnahmestation fast
leer gewesen. Vergangenes Wochenende jedoch seien dann aber wieder
immerhin
zehn verletzte Tiere eingeliefert worden. Doch auch zahlreiche Anrufe
seien bei
der Station eingegangen, um nachzufragen, ob man die Vögel
bedenkenlos füttern
könne. Nach einem kurzen Gespräch gelinge es aber in den
meisten Fällen die
Ängste der Anrufer aus der Welt zu schaffen.
Dennoch hofft
man in der LNVL-Pflegestation für wilde
Tiere, dass die Gefahr der Vogelgrippe möglichst schnell
gebannt werden kann,
damit man wieder problemlos und ohne die zahlreichen
Sicherheitsvorschriften,
die oft viel Zeit in Anspruch nehmen, den verletzten, in freier
Wildbahn lebenden
Tieren wieder optimal Hilfestellung leisten kann.
Zu den verletzten Schwänen an Mosel und Sauer
Düdelinger
Station viel zu klein für Pflege
Einschränkungen und Umbauten wären notwendig
gewesen |
Auf die
Frage, ob es möglich gewesen wäre, die verletzten
Schwäne von Mosel und Sauer, über die zuletzt viel
geredet wurde, in der
Pflegestation in Düdelingen aufzunehmen, reagiert Dr. Laurence
Reiners eher mit
Skepsis. „Alles ist möglich. Dennoch hätte es
größerer Einschränkungen im
Pflegebereich bedurft. Hier in Düdelingen steht ebenfalls der
für eine solch
hohe Anzahl an verletzten Tieren benötigte Platz nicht zur
Verfügung. Die LNVL
hätte Notunterkünfte bauen müssen, um zu verhindern,
dass die Schwäne einer zu
stressigen Situation ausgesetzt worden wären“. Da die
lauernde Gefahr der
Vogelgrippe bei Wasservögeln am größten sei,
versuche man so weit wie möglich
auf die Aufnahme solcher Tierarten in der Pflegestation in
Düdelingen zu
verzichten. |
Normale Pflege muss
weitergehen
Heilgymnastik auch in
Tiermedizin
Knochenbruch im
Brustkorbbereich mit moderner Medizin geheilt |
Man sollte es
nicht für möglich halten. Die für die Tiere
angewandte Medizin ähnelt immer mehr der für den
Menschen. Zurzeit wird in der
Düdelinger LNVL-Pflegestation für in freier Wildbahn lebende
Tiere auch
Heilgymnastik bei einem Greifvogel angewandt.
Ein Bussard wurde mit Verdacht auf Flügelbruch an die
Pfleger ausgehändigt. Mit modernsten Techniken wurde
zuerst eine
Röntgenaufnahme des gefiederten Patienten gemacht! Festgestellt
wurde dabei der
Bruch eines Knochens im linken Brustkorbbereich des Greifvogels.
Um den gebrochenen Knochen nicht zu sehr zu belasten,
wurde dem Bussard der linke Flügel mit einer elastischen Binde
gestärkt. Dieser
Verband wird täglich erneuert. Ehe es jedoch zu diesem Vorgang
kommt, wendet
Dr. Reiners Heilgymnastik an. Damit der Greifvogel nicht allzu sehr
durch die
Behandlung gestresst wird, stellt die Tierärztin ihn mit einem
Spezialgas und
Sauerstoffgemisch unter Narkose. Binnen kürzester Zeit
fällt der Bussard in
einen tiefen Schlaf. Nach seiner Behandlung erwacht er wieder
genau so
schnell, ohne etwas von seiner Behandlung und dem Auswechseln des
selbstklebenden Verbands um seinen Flügel gemerkt zu haben.
|
|
Ziemlich mitgenommen
sieht diese Schleiereule in den Händen von Dr. Laurence Reiners
aus: Der Schein trügt. Nach einer leichten
Gehirnerschütterung wird sie dieser Tage wieder in die Freiheit
entlassen.
Am Ansatz von
Flügel und Brustkorb ist der Knochen gebrochen: Bis Juni wird der
zum Röntgenbild gehörende Bussard sich gedulden müssen,
bevor es wieder heisst in die Lüfte entschweben.
Auch Dauergäste - Schwäne, Hausenten, Reiher und
Schwarzstorch - befinden sich in einer Voliere im LNVL-Pflegezentrum
Wie beim Menschen wird an diesem Bussard Krankengymnastik von
Tierärztin Dr Laurence Reiners praktiziert
|