Feuchtes Grün wiederherstellen
Die Landwirtschaft wurde in den letzten Jahrzehnten in Luxemburg ”immens
intensiviert“, sagte Patric Lorgé, der dieses Thema bearbeitet.
Am Beispiel der Feuchtwiesen im Roeserbann wird das offensichtlich: sie
wurden trockengelegt, werden stark gedüngt und oft gemäht, was
zur Folge hat, daß die vorher dort lebenden Bodenbrüter keine
Chance mehr haben.
Alle Projekte zur Bachrenaturierung, wie zum Beispiel längs der
Alzette, auch in Zusammenhang mit dem Hochwasserschutz, wo neue (alte)
Überflutungsräume geschaffen werden, sind daher ebenso zu begrüßen
wie die Projekte der Forstverwaltung in Frisingen oder zur Erhaltung der
Feuchtwiesen bei Mensdorf im Syrtal. Zahlreiche Studien haben in letzter
Zeit beweisen können, daß solche Projekte sich positiv auf Erhalt
und Förderung der Biodiversität auswirken.
Allerdings reichen sie allein nicht aus, um bedrohte Vogelarten zu
retten. Dazu braucht es den Erhalt der Hecken und der extensiv genutzten
Mähwiesen, wie dies auch die EU-Habitat-Direktive verlangt. Hier trifft
man sich also wieder mit dem MECO und fordert wie dieser weitere Projekte
mit wisschenschaftlicher Begleitung und einen runden Tisch mit allen Akteuren
von Landwirtschaft und Naturschutz, denn das kann nur unter Einbeziehung
der Landwirtschaft und mit deren Einverständnis möglich gemacht
werden.
Dabei ist nicht zu vergessen, betonte LNVL-Präsident Tom Conzemius,
daß Naturschutz in Luxemburg bedeutet, daß die von der Landwirtschaft
geschaffene Kulturlandschaft geschützt wird. Die vielen Chancen des
neuen Naturschutzgesetzes müssen genutzt werden, wobei zwar bedauert
wird, daß es fast 25 Jahre gedauert hat, bis die Schutzgebiete entsprechend
der EU-Vogelschutzrichtlinie in Luxemburg ausgewiesen wurden, aber jetzt,
wo sie da sind, gilt es nach vorne zu blicken.
Für die Natura-2000-Gebiete fordern LNVL und Natura die Umsetzung
von Schutzplänen und besondere Schutzprogramme für bedrohte Arten
wie Wachtelkönig oder Heidelerche.
Mehr Personal und mehr Wissenschaftlichkeit
Zur Umsetzung des Naturschutzgesetzes braucht es eine neue Verwaltungsstruktur
mit einer personellen Aufstockung des Naturschutzdienstes, der Schaffung
regionaler Strukturen mit einer überregionalen Koordination in den
Bereichen Forstwirtschaft, staatlicher Naturschutz und Gemeindenaturschutzsyndikate.
Das von der vorherigen Regierung auf den Instanzenweg gebrachte Gesetz
zur ”Promotion du partenariat entre l'Etat et les syndicats de communes
ainsi que le renforcement de la démarche scientifique en matière
de la protection de la nature“, das u.a. die Schaffung eines ”Observatoire
de l'Environnement“ für die Koordination unter Berücksichtigung
wissenschaftlicher Daten vorsieht, soll schnell verabschiedet werden.
Denn wissenschaftliche Begleitung ist das, woran es am meisten fehlt.
Dies beginnt bei der Erhebung des Ist-Zustands, geht weiter mit der Erstellung
von Zielvorgaben, wo wir hin sollen und muß dann entsprechend einer
klar fixierten Prioritätenliste schauen, wo die vorhandenen Mittel
am besten eingesetzt sind.
Dabei können sich LNVL und Natura auch eine wesentlich bessere
Ressortaufteilung vorstellen, als jene, die es bislang gab, wo Biodiversität
und Wald beim Landwirtschaftsministerium ressortierten und die Forstverwaltung
zur Hälfte diesem und zur anderen Hälfte dem Umweltministerium
unterstand. Beides gehöre unzweifelhaft zusammen, Landwirtschaft und
Naturschutz müssen zusammenarbeiten, denn das sei ”die“ Chance für
beide. Wie die Wünsche der beiden Organisationen nach den Koalitionsverhandlungen
umgesetzt sind, wird zu sehen sein: den Verhandlern waren sie jedenfalls
bekannt gemacht worden.
Klar ist, so Natura-Präsident Frantz Charles Muller, daß
das Wissen im Land da ist, das Problem ist also nur finanzieller Natur,
aber auch ein solches der Kompetenzen, die klarer gefaßt werden müssen
für Ministerien, Verwaltungen, Gemeinden und biologische Stationen.
jmj
(Freitag, den 30.Juli 2004)