NATURA asbl


 
 Vergleich der Wahlprogramme 1999
unserer politischen Parteien betr. vorgeschlagene Maßnahme zum Naturschutz

Vorbemerkung:
Ausgeschlossen von diesem Vergleich sind solche Themen die nur indirekt mit Naturschutz verbunden sind (z.B. Luftverschmutzung, Klimaveränderung, Energieproblem, Abfallwirtschaft usw.) ebenso wie europapolitische Aussagen zum Naturschutz (die sowieso nur ziemlich allgemein gehalten sind)
 
 

A. Artenschutz (Fauna u. Flora), Naturschutzgebiete:

1. Ausarbeitung eines "Leitbildes natürliche Umwelt" und dessen Integration in den Nationalen Plan für nachhaltige Entwicklung (Gréng) – Naturschutzleitplan (mit neuzuschaffenden biologischen Stationen) (LSAP)
2. Für die Erhaltung der Artenvielfalt (LSAP + ADR + GAL + CSV: "Priorität auf der gesamten Landesfläche!") –mehr Gebiete unter Naturschutz stellen (Lénk + GAL)
3. Besseres Umsetzen der gesetzlichen Grundlagen und richtig(er)es Einsetzen der (bestehenden) Finanzmittel (Gréng)
4. Finanzierungsinstrument zum Schaffen eines Schutz- und Förderungsplans für Habitate und Biodiversität (Lénk)
5. a) Mehr finanzielle Mittel für Ausweisung von Naturschutzgebieten (auch GAL)
b) Plan de gestion für Naturschutzgebiete (LSAP)
c) Einrichtung von Naturlehrpfaden (LSAP)
d) Naturnahe Pflege der Natura 2000 Gebiete (LSAP)
e) Bau von Maisons d'accueil (LSAP)
f) Einrichtung eines "Haus vun der Emwelt" (LSAP)
6. Verbot von Bejagung und Fang der Singvögel (ADR)
7. Bestäubungsprämie für Bienenvölker (ADR)

B. Bodenschutz (Landwirtschaft und Naturschutz)

1. Umweltschonende Bewirtschaftung fördern (ADR, CSV, LSAP, Gréng)
LSAP: Ausgleichszahlungen für extensive und ressourcenschonende Bewirtschaftung.
2. Förderung des biologischen Anbaus (LSAP, DP, Gréng, GAL: und die traditionelle Landwirtschaft "utilisant peu d'intrants)
3. Mittel zum Schutz von Lebensräumen (LSAP)
4. Aus- und Weiterbildung der Landwirte in Umweltbelangen (Gréng)
5. Bodenschutzgesetz (DP, CSV)
6. Wertvolle Böden schützen (ADR, DP, GAL, Gréng: "für wenig belastete Böden")
7. Bebauungskataster der Böden (Gréng)
8. Festsetzen von Bestandsobergrenzen und Verbote der Massentierhaltung (Gréng)
9. Verbot von Anbau und Import genmanipulierter Pflanzen (Gréng) – sofortiger Stop aller Genforschungen u. -manipulationen ohne gesellschaftliche Kontrolle (Lénk)
10. Finanzielle Unterstützung der Einstellung von Arbeitskräften in der traditionellen und der biologischen Landwirtschaft (GAL)

C. Wald, Forstwirtschaft

1. Nachhaltige Bewirtschaftung (ADR, LSAP, GAL) – naturnahe Bewirtschaftung (CVS, Gréng)
2. a) Staat als Vorbild (CSV)
 b) Hilfe für Privatwaldbesitzer (CSV, Gréng, GAL)
3. Für Mischwald und Einzelbaumbewirtschaftung (CSV)
4. a)  Verbindliche Verwaltungsrichtlinien (LSAP)
b) 10-jährige Bewirtschaftungspläne konsequent ausbauen (LSAP)
5. a) Verminderung der Luftschadstoffe
  b) Alt- und Totholzinseln
c) Reservate für typische luxemburgische Waldgesellschaften (Gréng)
6. Aufstockung der eingestellten Förster (+ LSAP) und ihre Anpassung an das europäische Niveau (Gréng)
7. "Gréngewald" als skandalöses Beispiel (Gréng)
8. Öko-Zertifikation der Holzprodukte (GAL)

D. Wasser

1. Für nationales Wasserwirtschaftsamt (DP, CSV,-LSAP: unter dem Umweltministerium)
2. Gesetzgebung einfacher und transparenter (LSAP)
3. Ökologisch orientierte Wasserwirtschaft (DP)
4. Für Renaturierung der Fließgewässer (LSAP, DP, GAL)
5. a) Laichplätze für Fische (LSAP)
b) Funktionsfähige Fischleitern und Abtragung von unnützen Wehren (DP)
6. a) Anschluß aller Ortschaften und aller Abwässer an biologische Kläranlagen (alle Gruppen) 3. Stufe (Gréng, DP)
b) Mobile Kläranlagen (DP) (LSAP: bei größeren Anlagen)
   c) eher große Gemeinschaftsanlagen (ADR)
d) "Nationales Abwasserentsorgungskonzept soll flächendeckende Synergieeffekte bewirken und die Reinigungsqualität auf hohem Niveau vereinheitlichen" (CSV) (?)
e) Bau rascher weiterführen und nach dem Prinzip "pollueur = payeur" finanzieren (Lénk)

 Quellen- und Trinkwasserschutz
7. Mehr Oberflächenwasser (CSV)
8. Weitere kommunale und nationale Quellenschutzgebiete (LSAP)
9. Großer Abwasserkollektor um den Stausee (LSAP)
10. Staatliche Ausgleichszahlungen für die auferlegte biologische Landwirtschaft im Stauseegebiet (LSAP)
11. "Wasserfranken" für Beratung der Landwirte (CSV)
12. Einheitliche Abwasserabgabe für Haushalte und Industrie (Gréng)
13. Unterstützung von Handels- und Industriebetrieben die Brauchwasser nutzen (DP)

 Hochwasserschutz
14. Wasserretentionsräume (DP)
15. Kleine Rückhaltedämme flächendeckend (ADR)
16. Natürliche Überschwemmungsgebiete (Gréng)

E. Landschaftsschutz, Naturparke

1. Naturpark im Dreiländereck (LSAP)
2. Ausweisung von Landschaftsschutzgebieten (LSAP)
3. Kompensationsmaßnahmen zur Milderung der Beeinträchtigung durch Infrastrukturen (CSV)

F. Landesplanung und Siedlungspolitik

1. Kohärente u. zukunftsweisende Landesplanungspolitik (DP) – Landesplanung soll ungezügelten Landverkauf stoppen (Lénk)
2. Gegen Zentralisierung und Zersiedlung (LSAP, CSV, Gréng: "Ausgewogene Dezentralisierung der wirtschaftlichen und politischen Entscheidungsinstanzen"
3. Zusammenarbeit zwischen kommunaler und nationaler Raumplanung (LSAP, CSV, Gréng)
4. Verringerung des quantitativen Wachstums (ADR)
5. Verringerung von Bodenverbrauch und –versiegelung (ADR)
6. Sparsamer Umgang mit Bauland (LSAP, ADR, CSV, Lénk) – Siedlungsbau nur in und um die Ortskerne
7. Nutzung der Industriebrachen (LSAP, ADR: Neuerschließung verweigern solange bis Brachen alle genutzt: - Lénk: keine Affektation bevor Altlastenkataster)
8. Altbausanierung (LSAP)
9. Besteuerung von Baulücken und leerstehenden Wohnungen (LSAP)
10. Reform der Grundsteuer (Gréng)
11. Umsetzen der Grünpläne (LSAP, Gréng)
12. Fonds für regionale Entwicklung (LSAP, Gréng)
13. Schutz der landschaftlichen Freiräume (CSV) – keine weiteren Landschaftszerschneidung (Lénk)
14. Abgassystem auf versiegelten Flächen (zur Eindämmung unsinniger Bau- und Verkehrsplanung) (Gréng)
15. Bodenschutzgesetz gegen Erosion, Übernutzung und Schadstoffeintrag (Gréng)
16. Reform und Abstimmung der Gesetze von 1974 (Landesplanung)
 1937 (kommunale Bebauung) und 1982 (Naturschutz) (Gréng)
17. Anbindung an Eisenbahn und öffentlichen Personenverkehr bei Betriebsansiedlung (CSV)

G. Institutionen, Verwaltungen

1. Ganz allgemein schlägt LSAP eine "Neuorientierung der Kompetenzen (nach einer Orientierungsdebatte im Parlament) vor .
2. Für eine Stärkung der Effektive der Naturschutzdienste (Gréng, LSAP)
3. Für fachlichen Ausbau und größere Selbstständigkeit der Naturschutzdienststellen (CSV)
4. Für multidisziplinäre Teams (CSV, Gréng)
5. Für Zusammenführung von Umwelt- und Forstbehörden (LSAP) aber dagegen: Für Loslösung des Naturschutzdienstes aus der Forstverwaltung (Gréng)
6. Zusammenwirken von Naturschutz- und Landesplanungsbehörden (LSAP) Zusammenarbeit von Bauten-, Raumplanungs-, Innen- und Landwirtschaftsministerium (CSV)
7. Bildung von "Naturschutzsyndikaten" (?) (LSAP)
8. Klärung der Aufgaben zwischen Staat und Gemeinden (CSV)
- Zusammenarbeit mit Gemeinden (Gréng)
Allgemein im Sinne des Naturschutzes für eine Zusammenarbeit
- mit Eigentümern (ADR, DP, Gréng, LSAP)
- mit lokalen Autoritäten, Gemeinden (LSAP, CSV, DP, Gréng)
- mit Land- und Forstwirtschaft (CSV, Gréng)
- mit den Förstern (Gréng)
- mit den Naturschutzorganisationen (ADR, Gréng, CSV, LSAP) (CSV: Umweltprojekte kofinanzieren)

Schlußfolgerungen unseres Vergleichs

1. Obwohl es – in Bezug auf die Quantität – auffällt, daß LSAP und die Gréng die meisten Vorschläge vorbringen – was an sich auch zu begrüßen ist, soll uns das nicht unbedingt kritiklos Applaus abringen. LSAP hat, als Partei die sowohl den Umwelt - wie auch den Landesplanungsminister stellte, sicher von der guten Vorarbeit dieser Verwaltungen profitiert. Die Gréng sind natürlich Spezialisten, was Naturschutz betrifft, haben ihre Rolle aber auch voll ausgespielt. Selten haben Parteien gegensätzlich Auffassungen, wie z.B.: D6e + 12/13 oder G5a/b.

2. Viele neue Ideen gibt es nicht, was ja auch nicht so leicht zu finden ist. Vorschläge, die sich schon im Stadium der Verwirklichung befinden, werden wir von unserer Bewertung ausschließen, ebenso wie solche die zu allgemein oder zu banal sind.
Zu den wirklich konkreten, wichtigen und wertvollen Vorschlägen zählen wir A1, A4, A5bcde, A6 (wenn dazu auch die Rabenvögel und die Stare gerechnet werden), B5, B7, B8, B9, C2b, C3, C5bc, C8, D5a, D8, D9, D10, D14, D16, E2, F9, F12, F15, F17.

3. Ermutigend ist schließlich, daß mehrere dieser Vorschläge einen mehr oder weniger breiten Konsens bei den Parteien finden, so z.B. A2, B1, B2, B6, C1, D1, D4, D6 (alle!), F1, F2, F6, F7, G2, G3, G4.

Allerdings werden wir abwarten, was in den nächsten 6 Jahren davon verwirklicht werden wird, denn noch so gute Vorschläge – sogar bei vollem Konsens der Regierungsparteien – können (wollen?) nicht immer ausgeführt werden (Beispiele: Ökosteuer, Treibhausgase, Abfallvermeidung, Habitat-Direktive, usw.)

 Tit Mannon
 Präsident NATURA

(berichtigte Version vom 4.6.99)



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