Jahresbericht 1999 der Stiftung Hëllef fir d'Natur
Sonstige Projekte

Renaturierung des Alzettetals 
Im Januar 1999 hat die Stiftung Hëllef fir d'Natur ein Projekt bei der Europäischen Kommission eingereicht, um finanzielle Hilfe im Rahmen von LIFE-Natur zu erhalten. LIFE-Natur ist ein Fonds der EU aus dem Naturschutzprojekte zur Umsetzung der EU-Vogelschutz- und Habitatdirektiven finanziell unterstützt werden können. Das Alzettetal zwischen Schifflange und Hespérange wurde Ende 1998 als Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Das Projekt „Ökologische Aufwertung des oberen Alzettetals", welches über 5 Jahre laufen wird, wird zu 30% von LIFE-Natur finanziert. Es hat zum Ziel, einerseits die Alzette zwischen Schifflange und Hespérange wieder in einen natürlicheren Zustand zu versetzen, und andererseits einer vielfältigen Lebensraum für die Vogelwelt, vor allem für den Wachtelkönig Crex crex zu schaffen. Die Aktionen werden in enger Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium, dem Landwirtschaftsministerium, der Flurbereinigungsverwaltung sowie den betroffenen Gemeinden durchgeführt. 
Die Renaturierung der Alzette hat zum Ziel das natürliche Rückhaltevermögen bei Hochwasser zu steigern, die biologische Selbstreinigung und Stoffrückhaltung zu erhöhen, typische Gewässer- und Feuchtbiotope zu bilden sowie die Landschaft wieder strukturreicher zu gestalten. Die Alzette soll sich wieder mit einem breiten Bett und flachen Ufern in einem gewissen Bereich des Tales frei entfalten können. 
Neben den Renaturierungsmaßnahmen soll auch eine generelle Aufwertung der Landschaft, über die Beteiligung von Landwirten an Extensivierungsprogrammen (2078 und Biodiversitätsreglement) erreicht werden. 

Canecher Wëngertsbierg
Die meisten Weingärten im Canecher Wëngertsbierg sind mittlerweile verbracht oder ganz verbuscht. Gestrüpp, extensiv genutzte oder verbrachte Wiesen, Weiden oder Obstgärten prägen das Bild des Wëngertsbiergs. Die Stiftung Hëllef fir d'Natur kaufte hier in den letzten Jahren mehrere kleine Parzellen, unter anderem auch einen 43 ar großen Weinberg mit alten Weinreben. Mit der Gründung einer neuen lokalen Sektion der Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga 1995 ergab sich die Möglichkeit, den Wëngert auch weiterhin zu bewirtschaften. Der Weinberg wird von Anfang an nach den Richtlinien des biologischen Landbaus bewirtschaftet und kontrolliert. Es ist dies der erste biologisch bewirtschaftete Weinberg in Luxemburg. Ein zweiter privater Weinberg in Grevenmacher wird seit 1997 biologisch bewirtschaftet. 
Die größte Herausforderung stellt der biologische Pflanzenschutz dar, da auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet wird und diesbezüglich noch viele Erfahrungen und wissenschaftliche Beobachtungen gemacht werden müssen. Dennoch verliefen die ersten 5 Jahre zufriedenstellend und die Reben blieben gesund. Im Vergleich zum konventionellen Weinbau liegen die Erträge im allgemeinem um die Hälfte niedriger. 
Schulklassen aus der Gemeinde helfen bei der Ernte und pressen auch selber Traubensaft. 
Die Trauben werden nach der Lese nach Lenningen gebracht, wo der Winzer René Kohll die Trauben getrennt presst und die weitere Weinaufbereitung sowie Abfüllung durchführt. Ein Teil der Ernte von 1999 wurde zu Sekt verarbeitet. Der Erlös aus dem Verkauf des Weines dient dazu, den Weinberg mit den Reben instand zu halten. Besonders die alten Stützmauern, die Wege sowie das Drahtgerüst müssen von Zeit zu Zeit repariert werden. Zum Aufbau eines Ökosystems Weinberg gehören auch die umliegenden Hecken, Magerwiesen, Brachen, Verbuschungen, usw. Diese müssen entsprechend gepflegt werden, damit die Artenvielfalt erhalten bleibt und sich ein entsprechendes Nützling-Schädling Verhältnis aufbauen kann. 
Durch den Weinberg führt auch ein Naturerlebnispfad und ein Wanderweg, welcher auf die kulturellen und ökologischen Besonderheiten des Gebietes aufmerksam macht. Hierzu gibt es ein Faltblatt mit weiteren Informationen in deutscher und französischer Sprache. 

Arbeitsbericht Arnica montana 
Der Naturschutzdienst der Forstverwaltung führte 1998-1999 in Zusammenarbeit mit der Stiftung Hëllef fir d'Natur und des Projet Naturaarbechten (Les Foyers et Services de l'Entr'aide) verschiedene Arbeiten in Zusammenhang mit einer Verstärkung einer der letzten bekannten Populationen der Arnika (Arnica montana) durch. Einerseits wurde 1998 ein Ansaatexperiment mit Samen aus der gleichen Population durchgeführt um zu untersuchen ob eine natürliche Etablierung unter den gegebenen Umständen noch möglich ist. Die Resultate zeigten, dass es eine sehr hohe Mortalität bei den Keimlingen gibt. Bei einem zweiten Versuch wurden 1999 Jungpflanzen im Alter von 4 Wochen ausgebracht: hier war die Überlebensrate wesentlich höher. Zusätzlich zu den Etablierungsexperimenten wurden unterschiedliche Pflegearbeiten durchgeführt, so z.B. 1998 eine Erstpflege mit Hilfe eines Schlegelmähers auf einem Grossteil der Fläche. Im Sommer 1999 wurde diese Fläche durch eine Wanderherde von Schafen abgeweidet: diese Pflege entspricht wohl der traditionellen Nutzung. Die Fläche mit dem Etablierungsexperiment wurde 1999 von der Beweidung ausgeklammert und im Sommer mit einem Balkenmäher abgemäht. 

Bewirtschaftungsverträge 
Im Rahmen der Umsetzung der europäischen Habitat- und Vogelschutzdirektiven leitet der Naturschutzdienst der Forstverwaltung ein Programm zum Schutz und Erhalt bedrohter Lebensräume sowie Tier- und Pflanzenarten. Über dieses Programm werden verschiedene extensive und traditionelle Nutzungen von landwirtschaftlichen Flächen, auf denen ganz bestimmte Pflanzen- und Tiergesellschaften vorkommen, finanziell gefördert. In einem einjährigen Bewirtschaftungsvertrag zwischen dem Naturschutzdienst und dem Bewirtschafter werden die speziellen Bewirtschaftungsbedingungen und die Ertragsausfallsentschädigungen festgelegt. Im Auftrag des Naturschutzdienstes konnte die Stiftung Hëllef fir d'Natur landesweit seit 1998 über 89 ha an schützenswerten Flächen nach Kontaktaufnahme mit 28 Bewirtschaftern unter Vertrag stellen. So konnte z.B. eine extensive Nutzung auf zwei äußerst interessanten Flächen abgesichert werden: 

  •  Die Spätbeweidung einer Talwiese mit Jungvieh im Breden Thal bei Oberwampach, wo Wald-Läusekraut Pedicularis sylvatica und Floh-Segge Carex pulicaris vorkommen. 
  • Ungedüngte Jungrinderweide an der Brackelsbaach bei Troine mit vielen Orchideenarten, darunter das Kleine Knabenkraut Orchis morio
Foto: G. Weber

Als erste Aktion im Rahmen des LIFE- Natur Projektes wird die Alzette im Bereich des Naturschutzgebiets  Schëfflénger Brill renaturiert
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Foto: C. Entringer
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Foto: E. Melchior

Arnica montana 
 

Foto: G. Weber

Das Kleine Knabenkraut, eine seltene Orchideenart, kommt an der Brackelsbaach bei Troine vor. Ihre Blüten sind purpurviolett

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